Volltext: EINTRACHT (2009) (Advent)

EINTRACHT ADVENT 
2009 BRAUCHTUM Von einer schwangeren Frau sagt man, sie sei in Erwartung oder sie sei guter Hoffnung. Im Dunkeln, im Ver- borgenen wächst ein Mensch heran, bis er das Licht der Welt erblickt, bis er für seine Eltern und für andere Menschen zu einem Licht wird. Die prophetischen Texte aus dem Alten Testament schöpfen mit ihren Bil- dern aus diesem Themenkreis: Emp- fangen, behüten, wachsen lassen, hoffen. Sie wecken damit die mes- sianische Erwartung, den Glauben, dass im Verborgenen, im Dunkel und in der Hoffnungslosigkeit der Zeit das Reich Gottes am Wachsen ist, dass es sich trotz allem lohnt, auf den Retter zu warten. Vor allem Je- saja fasst die Spannung zwischen äusserlicher Hoffnungslosigkeit und innerer Hoffnung in Metaphern: Die Wüste soll erblühen, die Schwachen erstarken, die Blinden sehen und die Tauben 
hören. «Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart» bezieht sich auf Maria, die den neuen Spross aus dem Geschlecht Davids hervorbringt. Vielleicht hat Jesaja selbst erlebt, wie die Besatzungs- macht nach der Eroberung Judas alle Oliven- und Obstbäume umgehauen hat, um die zurückbleibende Bevöl- kerung zu schwächen - nach dem Prinzip der «verbrannten Erde». Viel- leicht durfte er miterleben, wie aus dem Wurzelstock neues Leben, neue Reise emporwuchsen. Das Brauchtum des Advents hat die- ses Bild des Blühens mit dem Lebens- zeugnis der Märtyrin Barbara ver- knüpft. Sie lebte im 3. oder 4. Jahr- hundert in Kleinasien. Nach der Le- gende verfing sich in ihrem Gewand bei der Festnahme und Inhaftierung ein Zweig, den sie im Gefängnis ins Wasser stellte. Am Tag ihrer Hinrich- tung erblühte dieser Zweig in voller Pracht. Das Bild erinnert natürlich an Jesaja und seine Hoffnung auf den Retter. Das Gleiche, was er über die Erwartung des Messias aussagt, sagte die Barbaralegende über die Erwar- tung der Christinnen und Christen auf die Wiederkunft Christi aus.Es 
ist ein tiefsinniger christlicher Brauch, wenn man am Barba- ratag einen Kirsch- oder Forsy- thienzweig schneidet und ihn in der warmen Wohnung an ei- nem hellen Platz ins Wasser stellt. Im Totgeglaubten wird sich neues Leben regen und an Weihnachten dieses Leben her- vorbringen als Reis Jesse, den uns Maria gebracht hat und auf dessen Wiederkunft wir mit Hoffnung warten.Pater Adrian 
Willi Barbarazweig Dich abgebrochnen Zweig vom Apfelbaum, erstarrt und kalt - dich hol ich ein zum warmen Winterraum, ich weiss, du blühst mir bald. Ein klares Wasser rieht ich dir im Krug. Der Ruf des Lichts ergeht an dich. Ihn hören ist genug, aus dir vermagst du nichts. Lass die erwartungsvollen Wochen still vorübergehn. Der Christnacht, die auch dich erlösen will, wird niemand widerstehn. Erstarrter, abgebrochner Apfelzweig, dein Traum war tief. Nun kam die Segensstunde. Und nun zeig, was in dir schwieg und 
schlief.Barbara-Zweige 
Geh' in den Garten am Barbaratag. Gehe zum kahlen Kirschbaum und sag: «Kurz ist der Tag, grau ist die Zeit. Der Winter beginnt, der Frühling ist weit. Doch in drei Wochen da wird es gescheh'n, wir feiern ein Fest wie der Frühling so schön. Baum, einen Zweig gib du mir von dir! Ist er auch kahl, ich nehm' ihn mit mir. Und er wird blühen in leuchtender Pracht mitten im Winter in der heiligen Nacht.» Maria Grabher-Meyer
	        

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