Volltext: EINTRACHT (2009) (Advent)

EINTRACHT ADVENT 
2009 NEUJAHR Abschiedsbrief ans alte Jahr Du gabst mir viel. Du hast mir einiges genommen. Ich sag Dir lebewohl und nicht auf Wiedersehn. Du hast auf keinen Fall mehr Lust, zurückzukommen, weil bloss erpicht, in die Geschichte einzugehn. Dort bist du jetzt bereits zu einem Jahr gestempelt, das weder völlig friedlich noch heroisch war. Du wirst von herrlicheren Zeiten angerempelt, Du seist ein Hui gewesen und ein Durchschnittsjahr. Das alte Jahr beliebt zu fragen, was Du an Glanz geboten habest und an Pracht, doch lässt das neue Jahr Dir sagen, Du hättest Deine Sache nicht so schlecht gemacht. Wie dem auch sei: Du wirst bestimmt nicht wiederkehren. Das Jahr kann gehn. Das Jahr hat seine Pflicht getan. Die Zukunft erst wird Dich und uns vielleicht dann lehren, wie Du uns sahst und wie ein Jahr lang wir Dich sahn. Fridolin 
TschudiGOVÜ/ 
gib unsi NO1GN7=1 segnend Dein... 
und, ausser uns, viel besser werden soll Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege. Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald. Doch riecht es noch nach Karpfen auf der Stiege. Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege. Man steht am Fenster und wird langsam alt. Die Amseln frieren. Und die Krähen darben. Und auch der Mensch hat seine liebe Not. Die leeren Felder sehnen sich nach Garben. Die Welt ist schwarz und weiss und ohne Farben. Und war so gerne gelb und blau und rot. Umringt von Kindern wie der Rattenfänger, tanzt auf dem Eise stolz der Januar. Der Bussard zieht die Kreise eng und enger. Es heisst, die Tage würden wieder länger. Man merkt es nicht. Und es ist trotzdem wahr. Die Wolken bringen Schnee aus fremden Ländern. Und niemand hält sie auf und fordert Zoll. Silvester hörte man's auf allen Sendern, dass sich auch unterm Himmel manches ändern und, ausser uns, viel besser werden soll.Erich Kästner Fritz Blache (1890 bis 1937) Morgensonne • . r über dem Naafkopf39
	        

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