Volltext: EINTRACHT (2009) (Staatsfeiertag)

EINTRACHT STAATSFEIERTAG 
2009 zelnen besteht darin, sich selbst zu sein: Dieses Recht nennen wir Frei- heit. Sie ist der besondere Begriff der Gerechtigkeit, den ein jeder von sich macht, die existentielle Idee der Gerechtigkeit. Das Recht der Gesellschaft besteht darin, die Freiheit eines jeden Ein- zelnen zu garantieren, was sie nur vermag, wenn sie die Freiheit eines jeden Einzelnen beschränkt. Dieses Recht nennen wir Gerechtigkeit, sie ist der allgemeine Begriff der Ge- rechtigkeit, eine logische Idee. Oh- ne Freiheit wird die Gesellschaft unmenschlich und ohne Gerechtig- keit ebenfalls. Die Kunst der Politik besteht darin, die emotionale Idee der Freiheit mit der konzipierten Idee der Gerechtigkeit zu versöh- nen. Doch Freiheit ohne Achtung vor den fundamentalen Grundrechten zerstört sich selbst. Rechtsstaatliche Grundprinzipien sind das Funda- ment jeder freiheitlichen Ordnung. Alle Politik soll verfassungs- und gesetzmässig sein. Mit der teilwei- sen Einbettung in die Staatenge- meinschaft mit verschiedensten For- men und Verträgen zählen heute zum massgebenden Recht grundle- gende völkerrechtliche Verpflich- tungen. Ungezügelte Freiheit gibt es nicht. Meine Sorge ist aber, dass die di- versen Verbindungen und Arrange- ments mit der Staatengemeinschaft die Freiheit des Staates Liechtenstein und im besonderen die Freiheit des einzelnen Bürgers einschränken. Ich bin mir im Klaren darüber, dass auf gewissen Ebenen dies notwendig ist, aber wir sollten dafür Sorge tragen, dass trotz Einbindung in die Staaten- gemeinschaft dem unberechtigten Begehren nicht entsprochen wird, damit uns möglichst viel Freiheit bleibt. Ein Staat, und damit auch Liechten- stein, hat zwar mehr mit Geist zu tun, als mancher denkt. Als Institu- tion muss er verwaltet werden, eine Tätigkeit, die, im Gegensatz zur Meinung vieler Beamten, des Geis- tes bedarf. Auch müssen in ihm zwei geistige Kräfte wirksam blei- ben, will er nicht sinnlos weiter existieren, die Kraft des Bewahrensund 
die Kraft des Vorherplanens, nach dem 
Spruch: «Lasst uns am Alten, so es gut ist, halten, doch auf dem alten Grunde Neues wir- ken jede Stunde.» Liechtenstein als Vorbild Als Hitler unseligen Angedenkens seine Vernichtungspolitik gegen die Juden begann, da waren es viele Liechtensteiner Bürger, die dank der humanen Staatspolitik Liech- tensteins manchem Verfolgten das Leben gerettet haben. Der «Ex- change Telegraph» schrieb am 16. November 1945 folgendes: «Liech- tenstein als Vorbild.» Manchester, 16. November (Exchange). Der «Manchester Guardian» veröffent- lichte den Brief eines Lesers aus Va- duz, worin darauf hingewiesen wird, 
dass, von Palästina abgese- hen, das Fürstentum Liechtenstein verhältnismässig mehr Juden Asyl gewährt hat als irgendein anderes Land der Welt. Darauf dürfen wir stolz sein. Unser Land hatte in den Jahren 1938 bis 1945 schwerste politische Belas- tungen durchzustehen. Zeiten, die nicht nur Geschick und staatsmän- nische Klugheit, sondern auch Mut erforderten. Aber die Aufrichtigkeit, Unerschrockenheit und Diplomatie der Liechtensteiner bewiesen sie gerade in jenen Zeiten, in denen wir unter Druck standen und die nationale Existenz unseres Landes bedroht war. Damals, als die Ge- fahr bestand, den Lockungen einer fremden Ideologie zu erliegen, wa- ren die Liechtensteiner in ihrer grossen Mehrheit mehr als nur gute und treue Staatsbürger. Darauf dür- fen wir stolz sein und daraus kön-nen 
wir lernen. Glückliches Liech- tenstein, das ist das Ergebnis meiner Gedankengänge zum Staatsfeiertag 2009. Ich bin der Ansicht, dass Liechtenstein in der heutigen Situa- tion wieder in der Lage ist, Vorbild zu sein und wie ein Diamant im Herzen Europas zu leuchten und die Funktion eines Leuchtturmes wahr- zunehmen. Wir sind willens und in der Lage, auch heute in diesem Sin- ne zu wirken, so wie wir das in der Vergangenheit gemacht haben, wo- durch vielen geholfen 
wurde. Die Sonne wird wieder durchbrechen Adalbert Stifter schreibt: «Das schaut sich nur jetzt alles so hoff- nungslos an, Vater. Aber eines Tages wird alles wieder anders sein. Gera- de du, Vater, hast immer mich so oft getröstet, wenn ich Kummer hatte, und hast immer gesagt, dass es nicht für eine Ewigkeit einen ver- hängten Himmel gibt, sondern dass immer wieder die Sonne durchbre- chen wird. Das Licht steht nicht für immer hinter den Wolken, es wird wieder durchbrechen, das ist meine feste Überzeugung.» Ich möchte mich diesen Gedankengängen von Adalbert Stifter anschliessen und bitte alle Liechtensteinerinnen, die Regierung, die Banken, Treuhänder und Anwälte, dafür zu sorgen, dass Liechtenstein nicht nur ein achtba- rer Staat, sondern wirklich wieder ein Leuchtturm sein wird, auf den wir stolz sein dürfen. Allerdings, Vorurteile halten sich länger als die Realität und darum müssen wir uns im eigenen Interesse, aber auch im Interesse Liechtensteins, unserer lie- bens- und lebenswerten Heimat, anstrengen, zusammenhalten, zu- sammenstehen und mit einer einzi- gen Stimme reden. Mit den besten Wünschen der Redaktion für den Staatsfeiertae Adulf Peter Goop
	        

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