Volltext: EINTRACHT (2009) (Staatsfeiertag)

EINTRACHT STAATSFEIERTAG 
2009 DIE TUGEND DER DANKBARKEIT Professor Dr. h.c. Martin Hilti (1915- 
1997) Hilti Familienstiftung Das Fürstentum Liechtenstein hat seit dem Zweiten Weltkrieg einen glänzenden wirtschaftlichen Auf- schwung von einem eher armen und abseitigen Bauernland zu einem blü- henden, stark industrialisierten, mo- dernen Kleinstaat erlebt. Diese rapi- de Entwicklung stellte an die Lan- desfürsten, an die Behörden des Landtags, an die junge Industrie und an die Gemeinden hohe Anforde- rungen, denen sie sich glücklicher- weise in jeder Hinsicht gewachsen zeigten. Als am 8. Mai 1915 das zweitjüng- ste von elf Kindern in die Schaaner Metzgerfamilie Josef und Walburga Hilti-Quaderer geboren wurde, ahnte wohl niemand, dass der kleine Martin dereinst ein Unternehmen gründen würde, das Arbeitsplätze und Weltruhm nach Liechtenstein bringt. Die Zeiten waren hart, der Erste Weltkrieg hatte begonnen und für Liechtenstein brachte der Zusam- menbruch der österreichisch-ungari- schen Monarchie wirtschaftliche Not und politische Unsicherheit. Trotz-dem 
konnte Martin Hilti maturieren. Ausgestattet mit einer gehörigen Portion an Selbständigkeit und Lern- begierde absolvierte Martin Hilti als Achtzehnjähriger das Gymnasium im Schweizer Kantonshauptort Schwyz. Anschliessend holte er sich in Graz das Diplom in angewandter Mathematik und studierte in Wis- mar Maschinenbau. Er wurde früh Waise, seine Mutter starb, als er 15- jährig war, seinen Vater verlor er mit zwanzig. Dieses frühe Auf-sich- selbst-gestellt-Sein und das Leben in der Grossfamilie haben Martin Hilti stark geprägt. Seine eigene Familie gründete er 1943 mit Elisabeth geb. Iten, mit der er die Kinder Ursula, Mi- chael, Markus und Martin grosszog. Zu den jungen Unternehmern der damaligen Zeit zählte auch Martin Hilti und seine Devise war: «Ein Unternehmer ist jemand, der etwas unternimmt». Es gibt viele Beispiele dafür, dass wir das Lebenswerk ei- nes Menschen nur als Ganzes be- trachten dürfen. Das gilt im beson- deren für Martin Hilti, dessen Leben von brillanten, aussergewöhnlichen Leistungen, aber auch von einem schwierigen Kapitel geprägt war. Hingebungsvoll widmete er sich der Aufgabe, die Hilti AG in Schaan durch ständige technische Innovati- on an die Spitze der Industrie zu führen. Dank seiner immensen Tat- kraft, seiner Begeisterungsfähigkeit und seines sicheren Gespürs für Menschen und Märkte gelang Mar- tin Hilti innerhalb weniger Jahr- zehnte der Aufbau eines weltweiten Konzerns, der bei seinem Tod (1997) über 12 000 Mitarbeiter be- schäftigte und einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden Schweizerfran- ken erwirtschaftete. Er idealisierte sich nicht selbst, sondern präsen- tierte sich so, wie er war, ein Mensch mit seinen ganz ausserge- wöhnlichen Gaben und seinem Wi- derspruch. Unersättlich war sein Wissensdurst. Er war genau und ging den Fragen auf den Grund. Zufrieden war er erst, wenn ihm niemand mehr etwas vormachen konnte. Sein Verstand blitzte und er war von entwaffnender Treffsicher- heit und Geschwindigkeit, aber er konnte auch sehr bedächtig sein imEntschluss. 
Er liebte es, mehrere Tü- ren offen vor sich zu haben und nicht vorschnell durch eine von ih- nen hindurchzugehen - und damit die anderen Optionen zu entwer- ten. Er hatte auch eine ausgeprägte Neigung zur wohltätigen Vernunft des pragmatischen Handelns. Bei aller hochfliegenden Begabung war er ein nüchtern und realistisch urtei- lender 
Mensch. Ein einmaliger Mann - eine einmalige Leistung Die Gesellschaft fördern heisst auch, sie herauszufordern. Nach diesem Motto - einem seiner Wahl- sprüche - hat Martin Hilti gehan- delt. Was seine Aktivität auf diesem Gebiet anbetrifft, so kann man nur sagen, ein einmaliger Mann - eine einmalige Leistung. Martin Hilti war ein hochherziger Wohltäterund in dieser Hinsicht ein grosses Vorbild für alle, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Auf die Frage, «wie fühlt man sich in diesen kleinen Verhältnissen eigent- lich als kleiner Unternehmer?» ant- wortete Martin Hilti: «Der indus- trielle und damit auch gesellschaftli- che Aufstieg lässt sich mit einer Bergtour vergleichen. Je weiter man nach oben kommt, umso dünner wird die Luft und um so enger der Platz, auf dem noch Leute stehen können. Ganz oben steht man oft allein.» Schon aus Platzgründen haben wir keine Möglichkeit, aufzuzeigen, was er als Unternehmer alles für die Firma und für Liechtenstein getan hat. Wir beschränken uns infolge- dessen auf seine Aktivität auf dem Gebiete der Gemeinnützigkeit und der Wohltätigkeit. Jene, die Martin Hilti persönlich gekannt und mit ihm zusammengearbeitet haben, heben in ihren Schilderungen oft hervor, dass er eine gute liberale Überzeugung und objektive Sach- lichkeit miteinander verbinden und wie sehr er seine Mitarbeiter zum eigenständigen Nachdenken moti- vieren konnte. In einer Rede im Jahre 1981 erklärte er: «Das Geschäftsjahr 1981, in welchem wir unser 40jähriges Hilti- Jubiläum feiern konnten, geht sei- 30
	        

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