Volltext: EINTRACHT (2000) (Staatsfeiertag)

BEÜ EINTRACHT STAATSFEIERTAG 
2000 LEITARTIKEL Noch nie war die Lage so gut und die Stimmung so schlecht Die beste Welt, die es bisher 
gab Wir leben in unserer Gegend in der verhältnismässig besten, gerechte- sten, fürsorglichsten Welt, die es je in unserer Geschichte gegeben hat: in der freien Welt, in der Welt, wo wir die grössten Möglichkeiten ha- ben, in einer Welt, wo wir frei spre- chen können. Das ist eine Welt, wie sie es vorher nie gegeben hat. Darüber sollten wir nachdenken, dafür sollten wir dankbar sein. Unsere westlichen Demokratien sind die gerechtesten Gesellschafts- ordnungen; unsere sind die besten, weil sie die reformfreudigsten und die selbstkritischsten sind. Wir alle möchten sie natürlich weiter ver- bessern. Es besteht allerdings die Gefahr, dass wir von der Übertrei- bung leben. Niemand hat in den vergangenen Jahren die staatlichen und kirchlichen, ganz allgemein die gesellschaftlichen Institutionen so häufig diffamiert wie die Medien (Fernsehen, Radio, aber auch viele Zeitschriften). Durchaus lösbare Probleme im Rahmen einer doch erstaunlich widerstandsfähigen De- mokratie wurden zur «Krise der De- mokratie», durchaus lösbare Pro- bleme mit und innerhalb der Kirche «zur Krise der Kirche und der Reli- gion» gemacht. Durchaus lösbare Probleme der Monarchie schliess- lich wurden «zur Krise der Monar- chie» gemacht. Alles zusammen nennen wir die Krise der Institutio- nen oder des Systems. Festzuhalten ist hiezu, dass die In- stitutionen unserer freien Gesell- schaft weit besser sind als wir siedarstellen, 
aber die Schwarzmalerei ist Trumpf, und das Negative wird den Leuten dauernd nicht nur er- zählt, sondern eingeredet und ein- geimpft mit dem Ergebnis «Noch nie war die Lage so gut und die Stimmung so schlecht». Trotz al- lem, sich konstruktiv, selbstbewusst und mutig für unsere Heimat einzu- setzen, ist unsere Aufgabe und De- vise für den Staatsfeiertag. Wir können und sollen auf Liechtenstein stolz 
sein Wir sind, gemessen an der Bevölke- rungszahl, das höchst industrialisier- te und mit modernst eingerichteten Dienstleistungs- und Gewerbebe- trieben ausgestattete Land der Welt. Wir haben Vollbeschäftigung. Ein grosser Teil unserer Familien wohnt im eigenen Heim. Unsere Alters- und Hinterlassenenversicherung, un- sere Invaliditäts- und Arbeitslosen- versicherung sind gesichert. Unser Staatshaushalt weist Überschüsse auf. Die Finanzen aller Gemeinden stehen sehr gut. Wir verfügen über ein reich gefächertes soziales Netz. Wir haben stabile politische und wirtschaftliche Verhältnisse. Unser Parlament besteht mehrheitlich aus selbständig tätigen Personen, wel- che die Probleme unseres Landes und seiner Bewohner kennen. Un- sere Regierung ist bemüht, ihr Be- stes zu geben. Unser Landesfürst bemüht sich als Vordenker, er ist ein vorbildlicher Ehemann und Va- ter. Er ist zudem ein erfolgreicher Vermögensverwalter. Unsere Fürstin engagiert sich speziell auf dem Ge- biete der Wohltätigkeit in ausserge- wöhnlicher Weise. Unser Erbprinz und seine Frau bilden eine vorbild- liche Familie. Wir können noch dieses Jahr ein grosses Kunstmuse- um einweihen. Der Bau des gross- zügig erweiterten Landesmuseums macht Fortschritte. Wir haben vor wenigen Wochen in Eschen ein Mehrzweckgebäude mit vorbildli- chen Einrichtungen auch für die Musikschule eingeweiht, und der Bau der Musikschule in Triesen ist beschlossen. Wir haben allseits vorbildliche Schulgebäude und Einrichtungen. Wir haben beste Sportanlagen fürunsere 
Jugend und die ganze Bevöl- kerung. Wir haben mit dem Schwei- zerfranken eine stabile, gesicherte und konvertierbare Währung. Die Teuerung ist unbedeutend und die Geldanlagen damit gesichert. Aus Platzmangel muss ich nun mit den Aufzählungen aufhören, aber schon das Vorerwähnte rechtfertigt die Überschrift. Die Sonne wieder erstrahlen lassen über unseren Institutionen Es wäre unsinnig zu sagen, dass man Liechtenstein und seine Insti- tutionen nicht mehr verbessern kann. Es ist unsere Aufgabe und die Aufgabe junger Menschen, des Für- sten, der Politiker und der Kirche, unsere Welt weiter zu verbessern. Wir müssen bei der Behandlung derselben frei von Emotionen han- deln und vergessen, was hinter uns liegt, nicht gegenseitig abrechnend, sondern aufbauend und mit viel Mut zur Kreativität, denn diese ist in allen unseren Handlungen und Unternehmungen und geistigen Prozessen gefordert. Papst Johannes Paul II. hat uns Liechtensteinern am 8. September 1985 in Eschen den Weg aufge- zeichnet. Er sagte: «Wenn Konflikte entstehen, müs- sen diese in gegenseitigem Verste- hen und Verzeihen ausgetragen werden. Seid nie zu stolz oder zu eigensinnig, um einander die Hand zur Versöhnung zu reichen, wenn eine Auseinandersetzung stattge- funden hat. Seid nie hartnäckig und nachtragend, wenn es darum geht, einen Streit 
beizulegen.» Diese besinnlichen Gedanken zum Staatsfeiertag sollen uns aber nicht davon abhalten, diesen fröhlich in der Gemeinschaft zu feiern. Die ge- samte Redaktion wünscht allen Le- serinnen auf jeden Fall einen schö- nen und fröhlichen Festtag. Adulf Peter Goop
	        

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