Volltext: EINTRACHT (2000) (Ostern)

EINTRACHT OSTERN 
2000 BRAUCHTUM Funkensonntag Durch den Funkensonntag (1. Sonn- tag in der Fastenzeit) wird heute noch der anbrechende Frühling, der sich durch die ersten Schneeglöck- chen im Walde ankündet, begrüsst. Mit Feuerzauber will man den bö- sen Wintergeistern zu Leibe rücken und durch das Frühlingsfeuer das Jahr fruchtbar machen. Es ist aber auch ein Ausdruck des Dankes an Gott, wenn die ersten milden Früh- lingswinde über das Land streichen und Helle und Wärme die Erde zu neuem Leben erwachen lassen. Ungefähr um 8 Uhr abends wird der Funken unter lautem Geschrei der Kinder und an manchen Orten auch unter Musikbegleitung in Brand gesteckt. Mit brennenden Fackeln wird der Funken an einer gut präpa- rierten Stelle angezündet, und rasch breitet sich das Feuer auf den ganzen Funken aus und lodert in hellen Stichflammen in den noch winterlichen Himmel empor. Das Krachen der Böller bildet den aku- stischen Rahmen zum ganzen Bild, das durch allerlei Feuerwerk, wel- ches von den Kindern rund um den Funken herum abgebrannt wird, in magischer Beleuchtung erscheint. «...es lohte, als stünde Walhalla in Flammen» Im Jahre 1921 schreibt der öster- reichische Berichterstatter F. J. Fi- scher im Beitrag «Der Funken- und Küachlesonntag»: «Auch die Fun- ken, die von Liechtenstein her wie Riesenkerzen leuchteten, erregten nicht geringes Aufsehen. Ein leich- ter Nebel Hess das ganze Tisner Tal gegen Liechtenstein in düster-roter Feuerglut erscheinen, und es lohte, als stünde Walhalla in Flammen.» Glücklicherweise hat sich in den letzten 50 Jahren daran nicht viel geändert. Dies haben die Funken des Jahres 2000 bestens 
bewiesen. Winterliches Volksfest Während der Funken brennt, be- ginnt in seiner Umgebung ein win-terliches 
Volksfest. Küachle, Fun- kenwurst und Brot, Glühwein, Tee oder gar ein Schnäpschen werden an den meisten Funkenplätzen von dankbaren Besuchern angenom- men. Ich bin immer wieder beein- druckt, wie viele Menschen am Funkensonntagabend trotz Kälte oder gar Regens dem Funkenab- brennen beiwohnen. Der russische Schriftsteller Gorki meint im Buch «Erlebnisse und Begegnungen»: «Gross ist das Verzücken, in das uns die Zauberkraft des Feuers ver- setzen kann. Ich habe oft beobach- tet, wie selbstvergessen sich die Menschen dem geheimnisvollen Reiz des Spieles dieser Naturgewalt un- terwerfen, und ich selbst kann mich ihrer Macht nicht ganz entziehen. Ein grosses Feuer anfachen zu kön- nen, ist für mich immer ein Genuss, und ich kann tagelang, ohne des Anblicks müde zu werden, Feuer betrachten, ebenso wie ich tagelang hintereinander Musik hören kann.»Um 
genau sehen zu können, wol- len die Leute möglichst nahe an den Funken herangehen. Mancher bringt, nach alter Sitte, den Mut auf, «durch das Feuer zu springen», indem er über die Glutstätte des Vorfeuers springt. Er übt damit ei- nen alten Brauch, denn schon von Hermine Rheinberger ist aus ihrem Roman «Gutenberg-Schalun» von 1897 zu erfahren: «Am Schlüsse sprang die Jugend paarweise über das verkohlte Feuer.» Der ganze Funken brennt nun lich- terloh, und langsam werden die Flammen kleiner, und die Zuschauer kehren gestärkt und glücklich ob all dem Erlebten nach Hause 
zurück. «Küachle» Zum Funkensonntag gehört auch das Backen von Küachle, weswe- gen er auch «Küachlesonntag» ge- nannt wird. Fasnachtsküachle wer- den nach dem «Liechtensteiner Kochbuch» von 1982 wie folgt her- gestellt: «Aus 300 g Mehl, 1 Ei, 3-4 Esslöffeln Rahm, 1 Prise Salz wird ein zarter Teig geknetet, bis er <Bla- sen> macht; dann auswalken, in handgrosse, rechteckige Stücke schneiden und im heissen Fett schwimmend backen. Mit Zucker bestreuen.» Nicht selten wird am Funkensonntag ein ganzer Wäsche- korb voll von einer hungrigen Kin- derschar und von Erwachsenen völ- lig 
geleert. Zeichen der Zuneigung Wenn ein junger Mann nach dem Abbrennen des Funkens seinen Schatz nach Hause begleitet oder ein Mädchen besucht und dort will- kommen ist, erhält er als Zeichen der Zuneigung Küachle zum Essen. Bekommt er keine, weiss er auch Bescheid. Dieser Brauch ist sehr alt, aber nicht mehr allseits bekannt. Rita Jäger
	        

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