Volltext: EINTRACHT (1999) (Advent)

EEi EINTRACHT ADVENT 
1999 LACHENDES LIECHTENSTEIN Der erfolgreiche Katzenbuckel Wanderer, die den Spazierweg zum Gantenstein einschlagen, kommen an dieser Hütte 
vorbei.V Mein Vater Emil, «dr Dökterle Emil» und mein Onkel Alois waren eben daran, das Geländer rund um den Balkon des kleinen Häuschens fertigzumontieren, um dann die Werkzeuge zusammenzupacken und den Arbeitsdienst zu beenden. Wenig später ging ein dringender Telefonanruf bei der Zimmerei Ru- dolf Marxer ein, dem Besitzer des Häuschens Nachricht zu überbrin- gen. So machte sich Emil nochmals auf den Weg nach Schellenberg, die Meldung weiterzugeben. Er nahm noch seinen Arbeitskollegen Adolf Jäger mit. Ein wütend kläffender Wolfshund erwartete die beiden Männer am Eingang zum Häuschen. Emil und Adolf hatten dicke Mäntel angezo- gen, es war Winterszeit und recht kalt. Der Besitzer war schwerhörig und reagierte nicht auf das Gebell. Die Idee von Adolf Jäger wirkte ver- blüffend. Beide Männer zogen dieMäntel 
bis über die Ohren hoch, drehten sich um, machten einen Katzenbuckel und näherten sich Schritt für Schritt rückwärts der Hütte. Ob diesem Anblick wurde der Hund sehr verwirrt, riss in der Angst die Kette entzwei und flüch- tete in den Wald. Emil öffnete die Haustüre und fand den Besitzer des Hauses am Tisch sitzend; dieser war sehr erschrocken über den plötzlichen Besuch. «Wo ist der Hund, habt ihr keinen Hund gesehen?», stammelte er. Adolf trat auch ein und erwiderte: «Kein Hund weit und breit zu sehen!» Ungläubig trat der Besitzer auf die Türschwelle, sah die abgerissene Kette und konnte sich dieses nicht erklären. Der Hund war sonst zu- verlässig gut abgerichtet. Die erwähnte Hütte ist heute noch in gutem Zustand und gehört einem Lindauer Verein. Adolf 
Marxer Pater Dr. Suso Brauns «Kuhpredigt» Pater Dr. Suso Braun, Kapuzinerpa- ter in Innsbruck (1904-1977) war - auch bei uns - jahrzehntelang der meistgehörte Radioprediger. Am 19. Oktober 1940 hielt er in der Wallfahrtskirche Maria Piain ei- ne Predigt mit einem etwas unge- wöhnlichen Inhalt und ebensol- chem Eifer. Bei einem Spaziergang fiel seinen Klerikern auf, dass ein Bildstock am Rand des Pilgerweges zur Wallfahrtskirche umgeworfen war. Pater Suso war darüber sehr empört und sagte gleich: «Das kommt in die Predigt, das dürfen wir uns nicht gefallen lassen!» Am Vorabend, so berichtet ein Augen- zeuge, gingen wir nochmals zur Stelle des Frevels, um der Sache ganz sicher zu sein. «Na wartet nur, morgen! Egal, was mir geschehen sollte», äusserte sich Pater Suso. Er brachte seine ganze Eloquenz zum Einsatz. Pater Susos Worte: «Der Glaube durchdringt die Welt und besiegt alle finsteren Mächte. Wirbesitzen 
die siegreiche Macht des Gebetes. Wer macht Geschichte? In erster Linie der Beter . . . Worte der Schreier vergehen, nie die der Be- ter. Zahllose Denkmäler des Dan- kes geben Zeugnis davon. Nicht nur die herrlichen Dome, auch die bescheidenen Bildstöcke - wie hier auf dem Weg zur Kirche. Diese Denkmäler des Glaubens sind kla- rerweise vielen ein Dorn im Auge. Vielleicht habt Ihr bemerkt, dass ein solches Denkmal nicht weit von hier zerstört wurde. Es stellt sich die Frage: Wer sind die Schänder? Wer sind die 
Schänder? (Alle hielten den Atem an und glaubten mit Suso Braun, dass es die Nazis seien.) Sicher nicht die braven Beter, die betend den steilen Weg zur Kirche gehen. Sicher nicht die Juden!! Die gibt es hier nicht mehr. Doch genügt uns zu wissen, dass Christus es weiss. Er lässt das Bild seiner Mutter nicht schänden. Er wird diese Gottesfrevler im rich- tigen Augenblick zu Boden schmet- tern und vernichten . . .» Nach dem Gottesdienst kam ein biederes Bäuerlein, ganz gebro- chen, zu Pater Suso: «Herr Pater, ich werde hoffentlich nicht ver- dammt werden. Ich habs ja nit ge- macht, sondern meine Kuh . . .». Von da an das geflügelte Wort von der «Kuhpredigt»! 26
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.