Volltext: EINTRACHT (1998) (Staatsfeiertag)

Hl E3H EINTRACHT STAATSFEIERTAG 
1998 PERSÖNLICHKEITEN Felix Marxer 
(1922-1997) Liechtensteiner eigener Prägung Glücklich, wer über sein 75. Le- bensjahr hinaus in unbeschränkter geistiger Frische das Leben und die Umwelt verfolgen kann und Rück- blick zu halten vermag auf eine rei- che Ernte. Zu diesen Menschen zählte Felix Marxer. Felix war ein Mann der 
Tat Er war ein Mann der leisen Töne. Zeit seines Lebens, das praktisch drei Viertel des nun zu Ende gehen- den Jahrhunderts ausfüllte, blieben ihm nach meinem Wissensstand emotionale Aufwallungen fremd, oder er verstand es, sie zu zähmen. Visionen und Utopien erregten zwar seine Aufmerksamkeit, aber er war eher ein Mann der Tat. Der be- gabte, geschätzte und hoch ver- diente Realschullehrer, der Mitbe- gründer und langjährige Präsident der Musikschule, der erfolgreiche Direktor des Liechtensteinischen Landesmuseums, der anerkannte Präsident des Historischen Vereins, ist am 29. November 1997 überra- schend von uns gegangen. Viele Kollegen und Nachfolger in seinen Ämtern - auch jene des Senioren- teams - haben uns das Bild von Felix Marxer in ihren Publikationen kenntnisreich und gekonnt vor Au- gen geführt. Dennoch kann ich den Wunsch nicht unterdrücken, dem mir während Jahrzehnten befreun- deten Verstorbenen in Dankbarkeitund 
liebevoller Erinnerung ein paar Worte nachzurufen. Felix Marxer wurde am 28. Mai 1922 in Nendeln geboren und ver- lor schon früh seinen Vater. 1927 erkrankte Felix an Kinderlähmung und musste als Folge davon sein ganzes Leben mit einer Behinde- rung fertigwerden, die aber dazu führte, dass man ihn «etwas lernen liess». Felix besuchte nach der Volks- und Realschule das Gym- nasium in Vaduz, absolvierte an der Universität in Fribourg das Studium zum Sekundarlehrer der sprachlich historischen Richtung, belegte auch Vorlesungen in Kunst- geschichte und Journalistik, die für ihn wichtige Ergänzungen der fach- spezifischen Ausbildung waren. Seine grosse Liebe galt der 
Musik Doch seine grosse Liebe galt immer der Musik. Er spielte Violine und Handorgel. Später lernte er ohne Lehrer auch noch Gitarre. Dieser Freude ist es zu verdanken, dass er an der Realschule Vaduz auch Ge- sang unterrichtete und sich sehr für die Gründung der Liechtensteini- schen Musikschule, deren erster eh- renamtlicher Leiter er wurde, ein- setzte. Die Tätigkeit von Felix Marxer er- streckt sich wie ein wunderbarer Re- genbogen von der hohen Wissen- schaft bis hin zu seiner Verbunden- heit mit der Schule, den Schülern, der Musik, der prähistorischen For- schung, der Geschichtsforschung ganz allgemein, den kulturellen Ein- richtungen wie Landesmuseum, Hi- storischer Verein, Gesangsverein, Volksmusik und Seniorengruppen. Profundes Engagement für Liech- tenstein Felix Marxer liess sich ein Leben lang nicht einordnen. Er war ein unabhängiger Geist und scheute sich nie, seine Meinung zu äussern oder gar zu ändern. Unverblümt sagte er, was ihm wert oder unwert war und zog sich auch damit Ach- tung und Respekt zu. Ginge es, sei- ne Bedeutung als Kulturträger auf verschiedenen Ebenen und um dieWertschätzung, 
die Felix Marxer nicht nur von den Intellektuellen, sondern auch vom einfachen liech- tensteiner Bewohner entgegenge- bracht wurde, zu würdigen, und wollte ich dem Dank hiefür mit Worten Ausdruck verleihen, für sein intelligentes und profundes En- gagement für Liechtenstein, seine Kultur, seine Menschen, so müsste ich ein Buch schreiben. Aber in den Geschichtsbüchern sind die stillen Helden nicht ver- zeichnet. Sie verdienen umso mehr einen Platz in unseren Herzen. Sie können aber auch als Vorbild die- nen. Felix gehörte zu denen, die ver- sucht haben, den Mitmenschen auch mit Musikdarbietungen bei verschiedenen Gelegenheiten, vor allem bei Seniorenzusammenkünf- ten, Freude zu bereiten und zu schenken. Felix widmete aber auch der Erhaltung und Pflege der liech- tensteinischen Sitten und Bräuche seine besondere Aufmerksamkeit. Er war z.B. Redaktor und Präsident der Kommission, welche das «Liechtensteiner Kochbuch» ver- fasste, und Mitglied der Kommis- sion für «Users Liaderbüechle». Er war auch ein Sammler von alten Sprichwörtern, Rätseln, Wetterre- geln usw. Felix war kein Materialist, und mit Matthias Claudius dachte er wohl: «All das Geld und all das Gut gewährt zwar schöne Sachen, Gesundheit, Schlaf und guten Mut kann's aber doch nicht machen.» Solche Menschen sind 
selten Felix Marxer war seiner Geburt nach ein Unterländer, was er im- mer auch wieder in seinem Dialekt betonte und wozu er gerne stand. Guter Optimismus, Humor und Ta- lent auf vielen Ebenen und uner- müdliche Schaffenskraft, das waren Konstanten seines Lebens. Solche Menschen wie Felix Marxer sind aussergewöhnlich, sie sind selten, aber sie sind Edelsteine im Wappen eines Landes. Wir haben nicht viele davon, daher sollten wir die weni- gen nicht vergessen.Adulf P. Goop
	        

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