Volltext: EINTRACHT (1997) (Advent)

EINTRACHT ADVENT 
1997 PERSÖNLICHKEITEN Frater Dr. Ingbert Ganss - ein Pionier unseres Bildungswesens Ein bescheidener Grabstein aus Buntsandstein auf dem Friedhof von Vaduz erinnert an den unver- gesslichen Pädagogen und Bota- niker Frater Dr. Ingbert Ganss, den Maristenschulbruder, der seine gan- ze Lebens- und Schaffenskraft in den Dienst des liechtensteinischen Schulwesens, der botanischen Er- forschung und der Erhaltung vielfäl- tiger Lebensräume in unserem Land gestellt hat. Von 1938 bis zu sei- nem Tod am 16. April 1984 hat er als kompetenter, vielseitig interes- sierter Lehrer mit einem umfassen- den Wissen weit über seine Studi- engebiete hinaus am Collegium Marianum und am Liechtensteini- schen Gymnasium gewirkt; von 1959 bis 1981 ist er der Schule als Rektor vorgestanden. Regierungschef Hans Brunhart wür- digte in seiner Grabrede die ausser- ordentlich grossen Verdienste von Fr. Dr. Ingbert Ganss u.a. wie 
folgt: «Sein Werdegang Fürstlicher Studienrat Frater Dr. Ing- bert Ganss wurde am 20. Januar 1914 in Hettenleidelheim in der Rheinpfalz geboren. Nach seiner Matura in Kempten hat er in Graz Alt-Philologie und Philosophie stu- diert. Nach einer Tätigkeit in Salz- burg kam er im Jahre 1938 nach Vaduz. ... Ab 1953 bestand keine liechtensteinische Maturität mehr, und Frater Ingbert hatte in dieser Zeit nach Studien in Fribourg und Bern zum Doktor der Philosophie promoviert mit der Dissertation über ein Thema über Seneca. 1959 übernahm Frater Dr. Ingbert Ganss das Rektorat des Collegium Marianum und stellte sich als Schulleiter insbesondere das Ziel, wieder eine auch im Ausland aner- kannte liechtensteinische Maturi- tätsprüfung zu realisieren. Dies er-folgte 
im Jahre 1962. Von 1959 an, in unterschiedlichen Gebäulichkei- ten, stand der Verstorbene dem Col- legium Marianum und später dem Liechtensteinischen Gymnasium als Direktor und Rektor vor. Bis zum heutigen Tag schenkte er der Schu- le im Rahmen seiner Lehrtätigkeit und mit seiner Freizeitaktivität im Bereiche der Botanik und Biologie weiterhin Erfahrung und Wissen. Ehrenbürger fürstlicher Studienrat Frater Dr. Ingbert 
Ganss Im Jahre 1963 erhielt er vom Lan- desfürsten in Anerkennung seiner Verdienste um das liechtensteini- sche Schulwesen den Titel eines Fürstlichen Studienrates. Im Jahre 1967 verlieh ihm die Bundesrepu- blik Deutschland das Bundesver- dienstkreuz. Im Jahre 1981 wurde Frater Ingbert zusammen mit einem ebenfalls sehr verdienten Mitbruder das liechtensteinische Ehrenbürger- recht 
verliehen. Ausserordentlich grosse Verdienste ... Es bleibt mir vorbehalten, hier auf die ausserordentlich grossen Verdienste hinzuweisen, welche sich der Verstorbene für die liech- tensteinische Bildung erworben hat. Dies geschah einerseits durch die langjährige Führung der Schule, die er wesentlich geprägt hat. Es ge- schah andererseits aber vor allem auch durch seinen Begriff von Bil- dung und Erziehung, den er Leh- rern wie Schülern vermitteln wollte.Sein 
Einsatz für die Qualität der liechtensteinischen Maturaprüfung und deren Anerkennung im Aus- land entsprang seiner Einsicht, dass Bildung nicht Selbstzweck sein soll, sondern dass das humanistische Weltbild, dem er sich verbunden fühlte, davon ausgeht, dass Bildung den Menschen reicher macht, dass sie ihn offener macht, dass sie ihn auch empfänglicher macht für all' das, was ihm begegnet. 
... Humanität und Toleranz Mit Fürstlichem Studienrat Dr. Frater Ingbert Ganss ist ein Pionier des liechtensteinischen Bildungswesens von uns gegangen. Nicht nur das Gymnasium wird in diesem Sinne weiterbestehen, sondern auch die Grundsätze der Humanität und der Toleranz, aber auch des Leistungs- willens sind Grundsätze, die über den Tod dieser Persönlichkeit hin- aus Geltung und Wirkung haben sollen. Wissensvermittlung und Wissensaufnahme waren für ihn kein Gegensatz zur Bildung, Leis- tung war für ihn Voraussetzung für den Erfolg. Und wichtig war bei al- lem die Lebensfreude aus einem christlichen Glauben und Empfin- den und aus einem Wissen um die Schönheit dieser Welt. Der Verstor- bene hat es am Schluss seines letz- ten Schuljahres als Rektor am Liech- tensteinischen Gymnasium formu- liert, indem er zitiert hat: <Lust und Liebe zum Ding machen Arbeit und Mühe gering. Freude kann man an allem haben, auch an harter, zäher und anstrengender Arbeit. Es kommt eben darauf an, wie man das Leben anpackt, ewig maulend, knurrend, ewig auf der Suche nach fremder Hilfe oder mutig und 
optimistisch). Unermüdliche Schaffenskraft Mut und Optimismus, tiefe Religio- sität und Talent als Wissenschaftler, unermüdliche Schaffenskraft und die Liebe zur Jugend, das waren Konstanten seines Lebens, und dar- aus ergibt sich auch die weit über seinen Tod hinaus reichende Be- deutung für unser Schulwesen und auch für alle, die ihn persönlich ge- kannt haben. ...»Josef Biedermann
	        

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