Volltext: EINTRACHT (1997) (Advent)

EINTRACHT ADVENT 
1997 LEITARTIKEL Die Familie - das Fundament von Staat und Gesellschaft Wir sind eine zufriedene Familie mit 4 Kindern und glückliche Gross- eltern von 7 Enkelkindern. Ich weiss also in Sachen Familie Bescheid. Die Familie ist das Fundament von Staat und Gesellschaft. Dieser Satz, für den alle, die sich für die Familie engagieren, so oft verspottet wor- den sind, ist heute richtiger denn je. Je mehr Individualismus und Egois- mus unsere Gesellschaft prägen, umso wichtiger wird diese Erkennt- nis sogar noch für die Zukunfts- fähigkeit unserer staatlichen Ge- meinschaft und für die humane Qualität unserer Lebenswelt. In einer Gesellschaft, in welcher das Gemeinsame und Verbindende immer mehr abhanden kommt, die sich immer weiter ausdifferenziert, muss das wenige, das verbindet, und das ist die Familie, gestärkt werden, denn ohne Gemeinschaft kann der Mensch nicht leben. Familie ist täglich gelebte Solidarität. Allenthalben wird heute der Wandel und Verlust von Werten beklagt. Der Staat kann in diesen Prozess nicht eingreifen, er selbst kann auch keine Gemeinschaftswerte vermitteln; der Staat kann und sollte aber jene gesellschaftlichen Institutionen, die sich dies auf ganz natürliche Weise leisten, unter seinen besonderen Schutz stellen und stärken. Die Fa- milie ist der Ort, an dem jene Ge- meinschaftswerte im kleinen tagtäg- lich erlebt und eingeübt werden, diefür 
den Zusammenhalt im grossen so notwendig sind. Die Stärkung der Familie in unserer Zeit ist eine staatspolitische Notwendigkeit er- ster Ordnung und die dringendste Voraussetzung zur Bewahrung des erforderlichen Minimums gemein- schaftsbindender Werte. Die Familie - nie war sie so wert- voll wie 
heute. Das Bekenntnis zur Familie darf aber nicht mit einer Idealisierung verwechselt werden. Es gibt keinen Ort, keine gesellschaftliche Instituti- on, in der Menschen so intensiv zu- sammenleben wie in der Familie. Alle menschlichen Stärken und Schwächen, Eigenheiten und Ma- rotten, alle Fähigkeiten und auch das Unvermögen zum friedlichen Miteinander lassen sich hier beson- ders gut und intensiv erfahren. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, und so leben Babies natürlich auch nicht allein von der Muttermilch. Sie brauchen, was kein Produzent von Babynahrung ersetzen und kei- ne Betreuungseinrichtung leisten kann: die existentielle Erfahrung von Zuwendung und Liebe. Das wirkliche Problem unserer Tage lautet also nicht etwa, ob es noch verantwortlich ist, in der heutigen Welt Kinder zu bekommen, son- dern, ob der heute so weit ausge- breitete Lebensstil von Individualis- mus, Egoismus und Selbstverwirkli- chungsidealen die Menschen über- haupt noch dazu befähigt, die Aufgaben und Pflichten verantwor- tungsvoller Elternschaft zu erfüllen. Neue Untersuchungen zeigen im- merhin, dass auch für Menschen, die einen sehr selbstbezogenen Le- bensstil pflegen, die Erfahrung des eigenen Kindes verändernd wirkt, und der wohl in den tiefen Schich- ten der menschlichen Natur ange- legte Sinn für Selbstlosigkeit und Liebesfähigkeit wird durch das ei- gene Kind angeregt. Unsere Gesellschaft ist ein buntes Durcheinander von Lebensformen: Die traditionelle Familie, bestehend aus Ehepaaren mit Kindern, wird seltener; an deren Stelle treten ver- mehrt andere Modelle wie Einper-sonenhaushalte, 
doppelverdienende Paare ohne Kinder, nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern, Alleinerziehende u. a. Individueller Wohlstand macht gemeinschaftsunfähig. Kulturgeschichtliche Vergleiche zei- gen, dass die gegenwärtig zu bekla- gende Labilität der familiären und partnerschaftlichen Gemeinschaf- ten keine spezifischen Dekadenzer- scheinungen der modernen Wohl- standsgesellschaft sind. Die heute zu beobachtenden Selbstzerstö- rungsmechanismen waren in den westlichen Kulturen auch schon früher am Werke, nämlich immer dann, wenn der ökonomische Druck nachgelassen hatte. Die Sta- bilität der familiären Lebensformen und auch die Bereitschaft zu Kin- dern nahmen gleichfalls schon im antiken Griechenland und auch in der Spätphase des Römischen Rei- ches ab - jeweils als Folge der Ver- breitung von Wohlstand. Kinder aber sind etwas, was exi- stentiell zur menschlichen Gesell- schaft dazugehört: Eine Gesell- schaft ohne Kinder ist schon aus biologischen Gründen eine Gesell- schaft ohne Zukunft. Wir müssen also der Gefahr einer kinderlosen Gesellschaft begegnen - auch un- abhängig von unmittelbar familien- politischen Zielsetzungen. Kinder sind Zukunft und geben Hoffnung. Die ganze Redaktion wünscht Ih- nen nun segensreiche Advents- und Festtage und viel Freude, möglichst im Kreise der Familie, welcher die Weihnachtstage gehören. Adulf Peter Goop
	        

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