Volltext: EINTRACHT (1997) (Advent)

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EINTRACHT ADVENT 
1997 1.3 Schwierige Anfangsjahre Trotz der erfreulichen Entwicklung der Schülerzahl schon im ersten Jahr stellten sich für die neue Schu- le vielfältige Probleme. So war die finanzielle Lage des neugegründe- ten Collegium Marianum von An- fang an nicht sehr rosig. Private Spenden und Einnahmen durch das Erteilen von Privatstunden und Abendkursen in Englisch, Franzö- sisch und Italienisch halfen über die schwierigste Zeit hinweg. Zusätzlich zu den finanziellen Pro- blemen entstand für die Ordens- schule nach dem Anschluss Öster- reichs an Hitlerdeutschland eine unsichere Situation. Man hatte stän- dige Angst vor einem Einmarsch deutscher Truppen in Liechtenstein, der für die neue Schule schon wie- der das Aus bedeutet hätte. Auch Diffamierungen in der Zeitung «Der Umbruch», die von einigen mit dem Nationalsozialismus sympathi- sierenden Personen in Liechtenstein herausgegeben wurde und die den Entzug der Aufenthaltsbewilligung für die Fratres forderte, setzten dem Orden in diesen Jahren zu. Eine weitere existenzielle Bedro- hung für die Schule bedeutete die Angst vor einer Akademiker- schwemme in Liechtenstein, die in gebildeten Kreisen schon 1940 auf- kam. In einem Brief an die Regie- rung stellte der Akademikerverband fest, dass der Bedarf für akademi- sche Berufe für ca. 30 Jahre gedeckt sei, dass aber eine erschreckende Anzahl Inländer das Collegium Ma- rianum besuche, das zu einem Ma- turaabschluss führe. Man forderte energisch entweder eine Schlies- sung der Schule oder aber die aus- schliessliche Führung der Schule als Internat für ausländische Ju- gendliche. 1.4 Grosse Sympathiebekundungen der Liechtensteiner Parallel zu diesen Anfeindungen und Bedrohungen erfuhr die Schule allerdings auch grosse Sympathie- bekundungen. Im Rahmen der bil- dungspolitischen Diskussion um die Akademikerfrage wandten sichSchulstempel 
des Collegium 
Marianum 114 Bürger in einem Brief an die Regierung, in dem sie die verdienst- vollen Leistungen der Fratres für die Allgemeinheit herausstellten. Auch die Gemeinde Vaduz setzte sich ve- hement für den Erhalt der Schule ein. Ganz allgemein zeigte es sich in dieser Zeit, dass der Einsatz der Fratres für die Bildung und Erzie- hung der Jugend des Landes in der Bevölkerung immer mehr Vertrauen entstehen liess. Internationales £cl)r- unb , (£v5iclnmgsinftitnt IM- 
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Jahresbericht 1.5 Verbot des Mädchenunterrichts Ein Zeichen der Anerkennung für die Qualität der Schule war 1941 auch das Bemühen einer Gruppe von Eltern, Mädchen an der Schule zuzulassen. Das Begehren scheiter- te aber am Veto des Schulrates, der im Einvernehmen mit der Regie-rung 
dem Orden den Mädchenun- terricht untersagte. Weil der Unter- richt mit Mädchen, mit dem man schon begonnen hatte, trotz des ne- gativen Entscheids weitergeführt wurde, schritt im Oktober die Poli- zei ein und brach den Unterricht ab. Eine Beschwerde der Eltern beim Staatsgerichtshof blieb erfolg- los, weil nach dessen Meinung der Entscheid keine Verletzung der Ver- fassung bedeute. Das Collegium Marianum habe von der Regierung lediglich eine Konzession für den Knabenunterricht erhalten. «Wir Menschen und vor allem auch wir gebildeten Menschen dürfen uns nicht ins Äusserliche verlieren. Die Natur ist herrlich und die Kunst beglückend - aber die Menschenseele braucht einen tiefen Glauben, der ihn auch in Not, Leid und im Tod nicht verlässt.» Frater Dr. Ingbert Ganss (an der Maturafeier 
1981) 1.6 Erste Matura Trotz der erwähnten Schwierigkei- ten konnte der Schulbetrieb aber immer ohne grössere Störungen fortgesetzt werden. Von Anfang an war das Gymnasium als Realgym- nasium geplant, das zum Matura- typus B führen sollte. Fakultativ wurde auch der humanistische Typus A (mit Griechisch) angebo- ten. Die Zahl der Wochenstunden schwankte je nach Klasse zwischen 32 und 36, bei sechs Stunden pro Tag mit zwei grossen Pausen. Mit Rücksicht auf die zum Teil langen Schulwege wurde nur vormittags unterrichtet, im Sommer von 7.15 bis 12.15 Uhr, im Winter von 8.15 bis 13.15 Uhr. Samstags war in den Wintermonaten aus Spargründen schulfrei. Die Klassengrösse lag bei meist weniger als 20 Schülern, die erste Maturaklasse schrumpfte 1942/43 sogar auf drei Schüler zu- sammen. Die drei Maturanten En- gelbert Wolf, Franz Weinberg und Johann Schädler konnten die Prü- fungen erfolgreich 
abschliessen. 11
	        

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