Hl Bü EINTRACHT ADVENT 1996 Eine Belebung bekamen die Krip- pen mit der religiös bestimmten Er- neuerung um die Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Kunstgeschich- te wurde dieser neue Krippenge- danke mit dem Stilbegriff der «Na- zarener» gekennzeichnet. Es ent- standen nun Papierkrippen, die durch die Hinwendung zu den ori- ginalen Schauplätzen der bibli- schen Geschichte charakterisiert wurden. Sie erfreuten sich bald ei- ner grossen Beliebtheit. Dieser neue Krippenstil widersetzte sich gegen die frühere Zeit, besonders gegen die barocken, mit Textilien bekleideten Wachsfiguren. Heute sind die Krippen der «Nazarener» vom orientalischen Krippenstil nicht mehr zu unterscheiden. Die nazarenischen Krippen fielen zeit- lich mit dem Beginn der Serienpro- duktion von Krippenfiguren in den Fabriken zusammen. Die Spiel- zeugindustrie sah für sich auch eine neue Marktlücke und in der Folge wurden Tausende Krippenfiguren aus Gips, Ton und Papiermache auf den Markt geworfen. Diese billig hergestellten Figuren verdrängten vielerorts die handwerklich erarbei- teten Figuren. Doch für einen «Vollblut-Krippeler» sind von Hand gefertigte oder geschnitzte Figuren natürlich viel schöner. Die Bildung von Vereinen und Verbänden Um den Verkauf von wertvollen Krippen an Museen oder andere In- teressenten zu verhindern und die Krippenpflege zu fördern, d.h. vor allem die Krippen in die Familien zu bringen, schlössen sich Krippen- freunde in Vereinen und Verbänden zusammen. Der erste Verein zur Pflege der Weihnachtskrippen bil- dete sich 1860 in Wenns im Pitztal/ Tirol. Seit 1953 gibt es einen inter- nationalen Verband mit Sitz in Rom mit Namen «Universalis Foederatio Praesepistica (UN-FOE-PRAE)». Er erfasst die Krippenvereine in der ganzen Welt, und die Mitglieder treffen sich alle 4 Jahre einmal zu einem Krippenkongress, so auch im November 1996 in Köln. Im Für- stentum Liechtenstein entstand 1983 der Verein der Krippenfreun-de
Liechtensteins mit Sitz und Werkraum in Schaanwald. Verein der Krippenfreunde Liechtensteins Kirchenkrippen in
Liechtenstein Diese Schrift über die Kirchenkrip- pen in Liechtenstein möchte die derzeit an Weihnachten aufgestell- ten Krippen vorstellen. Die Recher- chen dazu führten teilweise in alte Pfarreiunterlagen oder auch in die Gemeindearchive. Es war eine in- teressante Feststellung, dass es für die Anschaffung vielfach monate- langer Sammlungen bei den Gläu- bigen bedurfte, bis das Geld oder auch nur ein Teil davon beisammen war. Oft hat auch der Pfarrherr noch beigesteuert. Einige Krippen wurden von Privaten gestiftet. Bei diesen Nachforschungen kam die Rede auch immer wieder auf jene Zeiten zurück, als an Ostern das Hl. Grab beim Altar aufgestellt wur- de. Leider hat sich dieser Brauch nicht gehalten, und es lassen sich bis auf Dux auch keine solchen Hl. Gräber mehr finden. Es sind aber in Liechtenstein Bestrebungen im Gange, dieser besonderen Art von Fastenkrippen wieder vermehrt Be- achtung zu schenken. Darin wer-den
dann neben der Weihnachts- krippe, welche nur dem Geschehen um Christi Geburt Rechnung trägt, auch die weiteren Stationen im Le- ben des Erlösers dargestellt. Dies ist zwar meistens die Passion, jedoch sieht man oft auch die Taufe am Jordan, die Hochzeit zu Kanaan und viele andere Szenen. Einer Auf- forderung von Dekan Franz Nä- scher zur Belebung der Fastenkrip- pe in Liechtenstein kommt der Ver- ein der Krippenfreunde derzeit ger- ne nach. Eine Aufzeichnung über die Ent- wicklung der Hauskrippen in Liech- tenstein wird Aufgabe einer ande- ren Publikation sein. Heiliges Grab in der Kapelle auf Dux, Schaan Fastenkrippe 24