Volltext: EINTRACHT (1996) (Advent)

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EINTRACHT ADVENT 
1996 Vorformen von 
Weihnachtskrippen Die genaue Entstehung der Krippen ist schwer festzustellen, da kaum exakte Hinweise zu finden sind. Aber sie haben sich aus verschiede- nen Wurzeln heraus entwickelt. Angefangen hat es damit, dass Nachbildungen der Geburtsgrotte in Bethlehem auf europäischem Bo- den errichtet oder Teile der echten Geburtsgrotte als Reliquien verehrt wurden. Dies geschah, weil für vie- le das Pilgern nach Bethlehem zu teuer oder zu zeitaufwendig war. Seit dem 2. Jahrhundert nahmen sich viele Malereien und Mosaike aus dem Mittelmeerraum dem The- ma der Geburt Christi an. Zuerst blieb es bei dieser zweidimensiona- len Darstellung, mit der den Gläu- bigen das Weihnachtsgeschehen Hugo van der Goes, aus den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein Weihnachts-Briefmarke 
1989 nähergebracht werden sollte. Die späteren Krippendarstellungen wur- den dadurch beeinflusst. Dreidimensionale 
Krippen Allmählich traten die Figuren aus der Geburtsszene heraus. Dies war eine Zwischenstufe zu den späteren dreidimensionalen Krippen. Eine wesentliche Wurzel der Weih- nachtskrippe finden wir auch in den Mysterienspielen. Das bekann- teste ist wohl jenes im Wald von Greccio, welches vom heiligen Franziskus von Assisi im Jahre 1223 durchgeführt wurde. In ihm sehenPfarrkirche 
«St. Gallus» 
Triesen viele den Ursprung der Weih- nachtskrippe. Dem kann aber nach Ansicht von Kunsthistorikern nicht Folge geleistet werden. Immerhin nahmen diese Mythenspiele, die das gleiche Thema behandelten und dieselben Figuren benutzten, soweit Einfluss auf den Krippenbau, dass die frühen Krippenfiguren oft über einen Meter gross und meist prächtig gekleidet waren. Seit Ende des 13. Jahrhunderts sind in Italien plastische Darstellungen der Geburt Christi und der Anbe- tung der Könige bekannt. Diese un- veränderbaren, in eigenen An- dachtsräumen mit fast lebensgros- sen Figuren ausgestatteten Rekon- struktionen der «Nativitas» gelten als eine Vorstufe der Krippen. Sie folgen einem einheitlichen Schema: Über dem Altar findet man, einge- baut in Nischen, steinerne Grotten. Darin ist die Geburtsszene mit mo- numentalen Figuren aus Marmor, Holz oder Terrakotta dargestellt. Darüber ragt perspektivisch verklei- nert ein steiler Berg auf, der für die Verkündigung an die Hirten und für den Zug der Könige Platz bietet. Dies ist als Rekonstruktion der Ge- burtsgrotte in Bethlehem anzuse- hen. Die Geschichte der Krippen Die ersten Krippen standen vor al- lem in Kirchen und Klöstern. Ange- fertigt wurden sie von bestimmten Orden. Die stärksten Impulse setz- ten dabei die Jesuiten. Die erste si- cher bezeugte Jesuitenkrippe be- fand sich seit 1560 im Kolleg zuCoimbra 
in Portugal. Die feinen Näharbeiten an den Gewändern mit Gold- und Silberstickereien wurden in Frauenklöstern ausge- führt. Entscheidend für die Heraus- bildung einer Krippentradition scheint die Übernahme von Krip- pen in den privaten Bereich. Diese Übernahme fand zuerst beim Adel, der das Vorrecht für Hauskrippen hatte, und der Geistlichkeit statt. Im 1 7. Jahrhundert entwickelte sich allmählich der Weg der Krippe aus den Kirchen und Klöstern über die Herrscherhäuser zum hohen und niederen Adel ins Bürgertum und schliesslich in den bäuerlichen Be- reich. Papierkrippen Nach dem 17. Jahrhundert kamen Papierkrippen auf. Diese wurden von erstklassigen Malern, aber auch von Laienmalern gestaltet und mit wunderbaren Kulissen versehen. Wegen der geringen Anschaffungs- kosten waren die Papierkrippen sehr szenenreich. Sie waren in Re- lation zu den bis dahin gebräuchli- chen Krippen preiswert und erfreu- ten sich deshalb einer weiten Ver- breitung. Mit dem Einsetzen des Papierkrippe, Bayerisches 
Nationalmuseum Druckverfahrens senkte sich der Preis wesentlich. Papierkrippen ha- ben sich bis in unsere Zeit erhalten. Fortsetzung Seite 23 10
	        

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