Volltext: EINTRACHT (1996) (Ostern)

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1996 LEITARTIKEL Sammler sind glückliche Menschen! Eine Seite unserer «EinTracht» wid- men wir in Zukunft meist dem Sammler. Zu suchen braucht man in unserer Zeit allerdings denselben (worunter wir natürlich auch die Sammlerin verstehen) nicht, er ist überall anzutreffen. Vielen und be- sonders glücklichen Menschen ist das Sammeln angeboren, und schon Goethe meinte: «Sammler sind glückliche Menschen». Es sammel- ten schon die Etrusker und Römer. Seit dem 4. Jahrhundert hat im We- sten die christliche Kirche alles in ihren Bereich gezogen. Die Klöster haben in ihren Klostermauern - wie die Kaiser und Fürsten sowie allge- mein der Adel und später das Bür- gertum - grosse Verdienste um das Sammeln und Bewahren. Einst wa- ren die Sammlungen des Adels vor allem ein Bestandteil der Repräsen- tation, und die heutigen Sammlun- gen unserer Gemeinden und der modernen Staaten sind es in einem bestimmten prest ige haften Sinne immer noch. Beim privaten Samm- ler tritt heute der Sinn für Repräsen- tation meist zurück. Oft weiss man von seiner Sammlung wenig oder nichts, das persönliche Interesse des Sammlers, die Bindung an die gesammelten Gegenstände, das Be- hagen überwiegen. Beschränkung verleiht Aussicht auf 
Erfolg Manche Sammler wachsen erst im Laufe ihres Lebens wahrhaft in ihre Sammlung hinein, sie helfen ihnen zu einer heiteren, beglückendenGegenwart, 
obwohl Sammeln auch eine harte, aber abenteuerliche Knochenarbeit sein kann. Wirklich sammeln mit Erfolg tun wohl primär jene, die nach einem be- stimmten, sie völlig besitzenden Ideal suchen, die sich beschränken. Dies verleiht Aussicht auf Erfolg, Einheit und Anmut. Veredelung der 
Sammlung Der wahre Sammler beginnt mei- stens damit, dass er Dinge sammelt, die ihm gefallen, die ihm Freude machen. Mit der Zeit aber gelangt er wohl darüber hinaus. Er sammelt mit dem erworbenen Wissen und mit Zähigkeit und Fleiss Qualität im letzten Sinne und beginnt mit der Veredelung seiner Sammlung. Er Zum Sammeln, Forschen und Bewahren anregen! verkauft oder tauscht früher erwor- bene Stücke, sobald es ihm gelingt, dieselben durch schönere, seltenere oder ältere Stücke zu ersetzen. Er wird kein Anhäufer, sondern Ken- ner, auch Forscher und Bewahrer. Er verspürt die Lust, das Jagdfieber, er entwickelt eine Spürnase und wird zum Jäger, zum Pfadfinder, mit vorgezeichneten Bahnen, aber im- mer bereit, neuen Spuren nachzu- gehen. Seine Jagdgründe sind weit gesteckt und kennen keine Gren- zen. Fleissiges Suchen, Bietgefech- te, Sammlerglück und Enttäuschun- gen, Besitzerstolz, das Glück zu fin- den, die Lust zu zeigen, all das gehört zum Sammleralltag. Ihn rei- zen die einzelnen Stücke seiner Sammlung nicht nur wegen ihrer Schönheit oder Seltenheit, minde- stens so sehr interessiert ihn auch deren Geschichte, woher sie stam- men und die Umstände, wie sie in seinen Besitz gekommen sind. Er legt, wenn er gut beraten ist, zu diesem Zwecke für jedes Stück eine Karteikarte an, in welcher er all sein Wissen einträgt und ein Foto anbringt. Diese Arbeit muss jeder, der sich den Namen Sammler zu Recht zulegt, selber machen.Sammeln 
ist eine Lebensbereicherung Jeder Sammler wird sehr bald fest- stellen, dass das Sammeln nicht nur eine Lebensbereicherung darstellt, sondern dass er mit dem Erwerben, Durchforsten, Suchen und Bewah- ren eine wichtige kulturelle Aufga- be im Interesse der Öffentlichkeit übernimmt. Sammeln bedeutet ja nicht nur, mit überliefertem Kultur- gut die Vergangenheit aufzuspüren, sondern jeder übernimmt damit auch eine Verantwortung: Durch Besitz, Erhaltung und Pflege und schliesslich auch durch die Weiter- gabe an die nächste Generation stellt der Sammler sich in den Strom der Überlieferung der Kultur- güter. Das ist auch ein «Generatio- nenvertrag». In ihn einzutreten und damit eine neue Sammlergenera- tion zu begründen, dazu möchten wir mit diesem Artikel und den je- weiligen Beiträgen über Sammler unsere Leser/innen begeistern. Wir möchten Anfänger und Pensionier- te, aber auch diejenigen, die noch mitten in der Arbeitswelt stehen, anspornen, rechtzeitig ihr Leben durch eine eigene Sammlung zu bereichern. Wir möchten aber auch all denen, die Sammlungen aufge- baut haben, dadurch unseren Dank für ihre Sammlertätigkeit ausspre- chen, dass wir ihre Sammlungen in unserer Zeitung im Rahmen unserer beschränkten Möglichkeiten in Wort und Bild vorstellen. Kulturver- mittlung ist Kulturarbeit an der Ba- sis, und mit dieser Vorstellung der vielen - in Privathäusern meist ver- grabenen - unbekannten Sammlun- gen möchten wir gleichzeitig unse- ren Leser/innen eine Freude ma- chen, ihr kulturelles Wissen berei- chern und sie selbst zum Sammeln, Forschen und Bewahren anregen. Adulf Peter Goop
	        

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