Volltext: EINTRACHT (1995) (Advent)

SEI EINTRACHT ADVENT 
1995 LACHENDES LIECHTENSTEIN «Vam Prufrtschengr Wiibli» Einmal sei es am Karfreitag in die Kirche gekommen und habe ganz erstaunt das Heilige Grab und die funkelnden Lichter daneben be- trachtet. Es wurde ihm erklärt, es sei der Todestag des Heilands. «Was, gschdoorba ischd dar guat Ma? Im Prufrtscheng dinna würd ma de au gar nüüd inna ...» war die verwunderte Feststellung. Wieder einmal sei es schwer krank gewesen. Es habe grosse Schmer- zen gehabt und dabei Todes- sehnsüchte gehegt. Da klagte es: «Mein Gott, andr Lüüt chunnand so Nicht schdäärba und ich muas faschd farricka dra ...». Das Gnalp-Baby war die letzte Be- wohnerin dort oben. Es war Oster- zeit, also Zeit zum Beichten, aber auf Gnalp lag so tiefer Schnee, dass das Baby mit seinen langen Röcken nicht zur Kirche hinuntergehen konnte, dem Mann aber war es mit seinen Stiefeln durchaus möglich. Darum machten sie aus, es werde ihm beichten, und er könne es dann dem Pfarrer weitersagen. So geschah es also, aber der Mann wurde dann ganz wild und schimpfte: «Du schlächts Wiib, wenn i jetz nid ar Schtell va ün- scham Härrgott wer, tet i di glatt verschlaa!»«Gohnd 
häm, s'kunnt nüt Gschids meh ussa.» Georg, der Schaaner Weibel, hatte auch das Amt des Polizeistunden- ansagers und in dieser Funktion viel mit prominenten Männern zu tun, denn wer prominent sein oder blei- ben will, muss doch öfters «öberi- hocka». Eines Nachts spürte der Georg ei- nen übersitzenden Schweizer Na- tionalrat auf. Dieser wehrte sich tapfer gegen die Polizeibusse und glaubte, dem Hüter des Gesetzes durch nachmitternächtliche Promi- nentensprüche imponieren zu kön- nen. Doch Georg blieb unerbittlich und sprach die trefflichen Worte: «Bis jetz schtell und suuf us, sos schpeer i di grad no in Schualkär dori!» Vorsteherkonferenz, 2 Uhr nachts auf Dux. Der Georg kommt: «Gohnd häm, s'kunnt nüt Gschids meh 
ussa.» «Wir haben den Beamten gesagt, was wir sind.» Es war die Zeit des Kronenverfalles nach dem Ersten Weltkrieg, und der Landtag musste sich immer wieder mit Gehaltsaufbesserungen befas- sen, damit die Beamten überhaupt ihre Familien erhalten konnten. «Wir haben den Beamten gesagt, was wir sind, und jetzt ist es schön, dass sie uns untertänig zulächeln, weil sie wissen, wie wir es ihnen machen könnten», meinte einer der Volksvertreter. Den Lehrern ging es gleich, ihr Lohn war ja besonders miserabel. Votum: Sie können bei den Bauern auf dem Feld und im Stall helfen, statt immer wieder in den Wirt- schaften zu hocken, da hätten sie dann daheim genug zu essen. Nun kamen die Geistlichen dran. Abstimmung und überraschender- weise einer dagegen. Frage des Prä- sidenten: «Ich bitte um Begrün- dung, Herr Abgeordneter», worauf dieser schlicht erklärte: «Sie händ ja ka Kenderzocht.»Da 
war ein Gegenantrag feiner, als die Geistlichen eine Sonderent- schädigung für die Religionsstun- den beantragten: «Ich weiss nicht, womit die geistlichen Herren den Himmel verdienen wollen. Christus hat gesagt: (Umsonst habe ich es euch gegeben, umsonst sollt ihr es weitergeben>», doch auch der Bi- belfeste drang nicht durch. Im Regierungsgebäude gab es einen eigenen Nachtwächter, und es ging um die Neubesetzung des Postens, die aber nicht zustandekam, weil ein sparsamer Mann mit folgender Begründung dagegen war: «Das ist jetzt wirklich nicht mehr notwen- dig, seit dort draussen ein Polizist im Nachtdienst 
schläft.» Vor gut 100 Jahren 23. November 1894, Notiz im «Liechtensteiner Volksblatt»: «Von nun an müsse das Liechtensteini- sche Volksblatt, bevor es zur Aus- gabe kommen darf, der Hohen Fürstlichen Regierung zur Censur vorgelegt werden und kann infolge- dessen erst mit einer Post später versendet werden.» 20
	        

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