Volltext: EINTRACHT (1995) (Ostern)

nEINTRACHT OSTERN 
1995 Die zwanziger Jahre brachten in zweierlei Hinsicht eine Verände- rung im Aussehen der Braut. Jetzt war ein weisser Schleier, gehalten von einem Brautkranz, wichtig. Er wurde als Symbol der Jungfräulich- keit getragen und durfte damals von der Braut, die heiraten «musste», nicht getragen werden. Eine solche Braut ging weiterhin im schwarzen Kleide zum Altar. Im Verlaufe der fünfziger und sechziger Jahre wur- den die Sitten gelockert, und das Tragen eines Brautschleiers in Ver- bindung mit der moralischen For- derung an die Jungfräulichkeit der Braut verlor immer mehr an Bedeu- 1979 tung. Nicht nur der weisse Schleier, sondern auch das weisse lange Brautkleid kam in den dreissiger Jahren in Mode. Doch weisse Klei- der trugen anfangs nur die «Besse- ren» und jene, «die es hoch im Kopf hatten». Die Mehrzahl der Bräute trug bis in die vierziger Jahre ein schwarzes Brautkleid, auch des- wegen, weil es sich nach der Hoch- zeit besser verwenden liess. Das Tragen eines weissen Kleides und eines weissen Schleiers wurde immer mehr zu einer modischen Notwendigkeit. Bis auf die Ände- rungen des Kopfschmuckes hat sich dieses weisse Brautkleid bis heute durchgesetzt und trägt dazu bei, den festlichen Anlass zu bereichern und verschönern.Rita JägerSAGEN 
Der Untergang von Trisona Das schöne Dorf Triesen in Liech- tenstein war in früherer Zeit eine grosse, prächtige Stadt und hiess Trisona Reichtum und Sattheit verdarben aber ihre Bewohner, sie vergassen das Gute und Edle und das Wohl- tun, verspotteten Gottes Wort und lebten in der Sünde. Als ihr wüstes Leben zum Himmel schrie, schickte Gott seinen Engel, der mit feurigem Schwerte warnend über die Stadt flog und mahnend rief: «Wer dem Untergang entgehen will, fliehe nach Sant Amerta!» Aber ach, die Bürger der Stadt ver- harrten in der Sünde, hörten die Stimme des Engels nicht und sahen nicht das warnende Zeichen; nur eine einzige gottesfürchtige Frau unter den gottlosen Menschen ver- nahm die Stimme und gehorchte ihr. Sie hatte zwei kleine Kinder, die sie in der Eile nicht mitnehmen konnte; aber sie gab ihnen gedörrte Apfel- schnitze, damit sie in der Stube sich verweilten in der Stunde der Ge- fahr. Sie verschloss Türen und Fen- ster und schaute noch einmal in die Stube, wo die Kleinen nichtsah- nend und vergnügt am Tische sas- sen, von den Schnitzen naschten und mit ihnen spielten. Dann eilte die Frau nach Sant Amerta in das Kirchlein, kniete nieder und betete aus tiefster Sorge um das Wohl ih- rer Heimat. Da wurde sie aus ihrer Versenkung aufgeschreckt durch ein furchtbares Getöse und Rauschen. Es war, als ginge die Welt unter. Es wurde dun- kel, Vögel schrieen, Bäume krach- ten — dann eine unheimliche Stil- le. Die Frau stürzte vor die Kir- chentür und sah mit Entsetzen eine riesige Lawine, die über die Stadt Trisona weggerast war. Die Frau schlug verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen, dann kniete sie wieder vor dem Allerheiligstenund 
betete und weinte. Die Sorge und Angst um ihre Kinder trieben sie nach Hause zurück. O grauen- voller Anblick! Die ganze Stadt lag verschüttet unter Erde und Gestein, keine Menschenstimme war mehr zu hören, keine Fliege summte um ihr Haupt, tote Einsamkeit überall. Ganz Trisona wurde 
verschüttet Aber o Wunder, ihr Haus, als einzi- ges, stand unangetastet inmitten der Trümmer, als wäre es von einer himmlischen Hand behütet wor- den. Und in der Stube sassen im- mer noch ihre Kinder stillvergnügt am Tisch mit den Apfelschnitzen, als hätten sie nichts bemerkt von der schrecklichen Katastrophe, die über die Stadt hereingebrochen war. Die Mutter riss die Kinder an ihre Brust, als müsste sie sie jetzt noch schützen, dann sank sie nie- der und dankte Gott für seine Gna- de. Die Stadt aber war verschwunden, und nichts erinnert mehr an ihre einstige Schönheit und Grosse als diese stille Sage.Dino Larese
	        

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