Volltext: EINTRACHT (1994) (Advent)

Hl EÜ3EI EINTRACHT ADVENT 1994 der Natur verantwortungslos ist, und die Vögel deshalb besser am Leben bleiben. Nun, Prinz Hans hat zu einer Zeit gejagt und gesammelt, als er sozusagen noch aus dem Vollen schöpfen konnte. Rebhüh- ner, Steinhühner, Wiedehopfe, Würger, Schleiereule und etliche andere Arten waren noch in der er- sten Hälfte dieses Jahrhunderts sehr häufig. Heute sind sie ausgestorben oder so selten geworden, dass nicht alle Jahre eine Beobachtung ge- lingt. Der Rückgang dieser Arten ist vollumfänglich auf die Intensivie- rungsmassnahmen und die Verbau- ungen in unserer Landschaft zu- rückzuführen und nicht auf die In den Archivräumen der Naturkundlichen Sammlung in 
Triesen Jagd. Durch die Sammeltätigkeit von Prinz Hans gelingt es aber heu- te, Rückschlüsse auf die damaligen Verhältnisse zu ziehen und es ist möglich, den Aussterbeprozess und den Rückgang in der Vogelwelt zu dokumentieren. In der Naturkund- lichen Sammlung befinden sich un- ter anderem die einzigen Beleg- exemplare der ehemaligen liechten- steinischen Vorkommen des Stein- huhns und des Rebhuhns. Bedenkt man, dass auch in der Schweiz das Rebhuhn nur noch in zwei kleinen Populationen vorkommt und sonst ausgestorben ist, vermag man die Bedeutung dieser Belegexemplare zu erkennen. Das Steinhuhn befin-det 
sich dagegen in unserer Region wieder auf dem Vormarsch. Es ist möglich, dass diese Vogelart bald wieder bei uns auftaucht. Dann wird durch die damals in der Sammlung aufbewahrten Beleg- exemplare ein Vergleich mit den früheren Vorkommen möglich sein. Sicher wurden von verschiedenen Jägern damals diese beiden Hüh- nerarten bejagt, aber keiner hat sie gesammelt, registriert und für die Nachwelt erhalten ausser Prinz Hans. Naturkundliche Dokumente dieser Art sind ein Teil der liechten- steinischen Identität. Sie beschrei- ben eine vergangene Vielfalt und zeigen den Weg auf, wie diese verlo- ren gegangen ist. Diese Dokumen- tation unseres eigenen Naturraumes nimmt uns kein ausländisches Mu- seum ab, das müssen wir selbst in die Hand nehmen. Aus diesem Grund ist eine eigene liechtenstei- nische Sammlung notwendig, auch wenn sie im internationalen Grös- senvergleich bescheiden ist - ange- passt an die Grosse unseres Landes. Prinz Hans hat aber nicht nur in unserem Land gesammelt. Ein Blick auf die Säugetiersammlung zeigt uns ein Artenspektrum, das fast alle Faunenregionen der Erde beinhal- tet. Es sind alle Wildschafarten der Erde vertreten, fast alle Steinbockar- ten und Hirsche der Welt, beinahe alle Antilopen sowie zahlreiche Einzelstücke, deren Seltenheitswert so gross ist, dass an eine Beschaf- fung heute kaum mehr gedacht werden kann. Prinz Hans hat mit feinem wissenschaftlichem Gespür gesammelt und mit dem Blick für Seltenheiten. Semienfuchs, Walia- steinbock, Himalaya-Blauschaf, Ti- betgazelle, Schomburckhirsch zum Beispiel sind weltweit absolute Ra- ritäten. So existieren vom Schom- burckhirsch, der in Ostasien bis An- fang dieses Jahrhunderts lebte und heute ausgestorben ist, weltweit nur einige wenige Belegexemplare. Prinz Hans gelang es, eines für sei- ne Sammlung aufzutreiben, nach- dem diese Art bereits ausgestorben war. Nur wenige der grossen Mu- seen der Welt sind im Besitz dieser aufgezählten Seltenheiten.Richard 
Homberg und Prinz Hans in ihrem Jagdmuseum im Schädlerhaus 
Vaduz Prinz Hans bemühte sich, seine umfangreiche Sammlung der Öf- fentlichkeit zu zeigen. So entstand zu seinen Lebzeiten ein kleines Museum im Schädlerhaus in Va- duz, wo sich heute das Zivilstands- amt befindet. Es war dies bereits der zweite Standort für seine Aus- stellung in Vaduz. Er schenkte die gesamte Sammlung dem Lande Liechtenstein, wohl in der Hoff- nung, es möge daraus ein Museum als bleibende Einrichtung entste- hen. Eine Zeitlang nach seinem To- de konnte seine Sammlung in zwei kleinen, viel zu engen Räumen im Engländerbau in Vaduz besichtigt werden. Danach verschwand sie buchstäblich in der Versenkung. Naturschutzverwandte Organisatio- nen Liechtensteins taten sich zu- sammen und entwickelten ein Kon- zept für ein Naturhaus in Vaduz, das aber von der Regierung nicht realisiert wurde. Rund zehn Jahre, bis 1985 wurde seine Sammlung in den Luftschutzkellern des Liechten- steinischen Gymnasiums eingela- gert. Eine Überschwemmung, her- vorgerufen durch einen Wasser- rohrbruch, beschädigte die Samm- lung stark, ein Teil der Vogelbälge und der Felle waren nicht mehr zu retten. Es folgte eine aufwendige Restaurierung und die Auslagerung in das Spoerry-Fabrikgebäude in Triesen. Ein Schwelbrand im Fabrik- gebäude beschädigte 1989 die ge- samte Sammlung durch Rauch- ablagerungen und Hitzeeinwir- kung. Eine erneute 
Restaurierung 11
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.