Volltext: EINTRACHT (1994) (Staatsfeiertag)

EINTRACHT STAATSFEIERTAG 
1994 BRAUCHTUM Kräutersegnung am « Üsa-Lieb-Frauatag» Jedes Jahr wird am 15. August das Fest Maria Himmelfahrt gefeiert. Dieser Marienfeiertag wird bei uns jedoch durch den Staatsfeiertag et- was in den Hintergrund gedrängt. In Jerusalem feierte man schon im fünften Jahrhundert am 15. August einen Gedenktag zu Ehren der Gottesmutter, der sich im ganzen Orient als Tag, an dem die heilige Maria entschlafen sein soll, ausbrei- tete und im achten Jahrhundert als Tag der Aufnahme der «Seligen Ma- ria» in den Himmel auch in Rom Eingang fand. Die Vorliebe unserer Vorfahren für heil- und zauberkräf- tige Kräuter, deren Kraft sie kannten und die neuerdings vermehrt wie- der beachtet werden, unterstützt die Kirche mit einer feierlichen Seg- nung der Kräuter und Blumen am Fest Maria Himmelfahrt. Nicht immer war die Kirche glück- lich über den alten Brauch der Kräutersegnung, mischten sich in dieser Tradition doch unentwirrbare Elemente heidnischen Aberglau- bens und frommer Dank an den Schöpfer der heilkräftigen Natur. So bringen nun Frauen und Mädchen an diesem Tag Kräuter- und Blu- mensträusse zur Ehre von Maria und zur Segnung in die Kirche, da- mit man «Geweihtes» für Mensch und Vieh im Hause hat. Das mit bunten Bändern verzierte Gebinde sollte aus 34 verschiedenen Kräu- tern bestehen. Weil Mädchen am Palmsonntag früher keine Palmen tragen durften, wurde ihnen das Recht eingeräumt, an Maria Him- melfahrt die Kräuter- bzw. Blumen- gebinde zu tragen. Deshalb wurde dieser Tag auch «Mädchenpalm- sonntag» genannt. Der Brauch der Kräutersegnung ist aber auch über unsere Landesgren- zen hinaus bekannt. So werden mancherorts in Österreich an Maria Himmelfahrt ebenfalls Kräuterge- binde gesegnet.Das 
Praktizieren dieses alten Brau- ches kann nur bejaht werden, da viele Menschen des Industriezeital- ters verlernt haben mit der Natur zu leben und sie sinnvoll zu nutzen. Rita Jäger Kräutersegnung in 
Schellenberg SAGEN Der Schimmelreiter Nicht nur droben im Norden bei den Deichen Schleswigs geistert der Schimmelreiter über die einsa- men Ebenen, auch im Liechtenstei- nischen reitet ein toter Mann auf ei- nem Schimmel über den Malanser, um Untaten zu sühnen, die er in seinem Leben begangen hat. Der Malanser ist ein Hügel bei Eschen, wo noch Trümmer einer Burg zu se- hen sind. In dieser Burg hauste ein Raubritter, wie Eugen Nipp zu er- zählen weiss, der mit seinen Knechten die ganze Gegend plagte und wie ein Alpdruck auf den Gemütern der einfachen Leute la- stete. Er trieb es gar schlimm, raub- te und stahl, überfiel Wehrlose, schändete Menschen und zerstörte Häuser und Saaten. Aber einmal ging den geplagten Bauern doch die Geduld aus; in dunkler Nacht sammelten sich heimlich die Be- wohner von Eschen und Mauren und verschworen sich gegen den raubgierigen Ritter. An einem Sonntag verliessen sie ih- re Dörfer und zogen auf die umlie- genden Höhen, wo sie auf die Dun-kelheit 
warteten; denn sie wussten, dass der Ritter mit seinen Knechten ein Fest feiern wollte, bei dem der Wein in Strömen fliessen sollte. Die lauernden Bauern mussten nicht lange auf ihre Gelegenheit warten; denn schon von weither hörte man das Gegröle der betrunkenen Schlossbewohner. Die Bauern schlichen herbei und zündeten an vielen Stellen das Schloss an, das nach kurzer Zeit lichterloh brannte. Wie ein Freiheitsfeuer stand die Glut am nächtlichen Himmel. Die Knechte in ihrem Rausche konnten ihrem Schicksal nicht entrinnen und gingen elendiglich zugrunde. Nur dem Ritter gelang es, dem Feu- ertode zu entrinnen. Er sprengte auf seinem Schimmel zum Schloss hin- aus. Aber die Bauern hatten mit dieser Flucht gerechnet; von allen Seiten schnitten sie dem Flüchten- den den Weg ab, so dass er keinen Ausweg mehr fand und immer näher an die steilen Felsen des Ma- lansers getrieben wurde. Man weiss nicht, ob er dann selbst in die 
Tiefe 7 hinuntersprang, oder ob sein Pferd in der Angst ausglitt. Der Raubritter stürzte über die Felsen zu Tode. Aber er fand keine Ruhe. Seither reitet er auf seinem Schimmel fried- los über die Hänge des Malansers und muss weiterreiten, bis er allen Schaden gutgemacht hat, den er zu seinen Lebzeiten angerichtet hat. Dino Larese
	        

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