Volltext: EINTRACHT (1993) (Advent)

EINTRACHT ADVENT 1 
993 UNSER GAST Alt-Dekan Engelbert 
Bucher ADVENTSZEIT Die Volks-Frömmigkeit drückt nach einem Wort von Papst Paul VI.,1 der sie die «Frömmigkeit der Einfachen und Armen» nannte, gewöhnlich einen Hunger nach Gott aus. Dar- um ist sie nicht bloss ein vages Ge- fühl oder eine minderwertig religiö- se Ausdrucksform. Sie enthält viel- mehr ein tiefes Gespür für Gott und seine Eigenschaften, wie: Vater- schaft, Vorsehung, liebevolle Ge- genwart, Barmherzigkeit usw. Das ist der Grund, warum auch in ka- tholischen Gegenden kein Brauch- tum so tief verwurzelt ist wie das religiöse, wozu auch die Advents- zeit gehört. Sie beginnt dieses Jahr am 28. November. Damit beginnt für die Kirche ein neues Jahr. Kir- chen- und bürgerliches Jahr haben also nicht denselben Lauf; das letz- tere rechnet mit 52 Wochen und 12 Monaten; Neubeginn ist am I.Januar. Das Kirchenjahr hingegen teilt seinen Zeitraum in die grossen Kirchenkreise ein: Weihnachten, Ostern und Pfingsten. In diese gros- sen Kreise sind die übrigen Feste wie Blumen eingestreut. Der Ad- vent ist die Einleitung des Weih- nachtsfestkreises und beginnt damit das neue Kirchenjahr. In unsere Sprache übersetzt heisst Advent nichts anderes als Ankunft des Soh- nes Gottes in seiner Geburt, welche an Weihnachten gefeiert wird. Und so ist also Adventszeit eine Zeit der Erwartung und des Hoffens auf Er- lösung und auf den Erlöser, eine Zeit, wo wir rufen: «Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab!»2 Der Zweck der Advents- zeit ist natürlich kein anderer alsuns 
würdig auf das Fest der Geburt Christi vorzubereiten, um die be- sondere Gnade des Erlösers, das ist die geistige Geburt Jesu in uns sel- ber, zu erlangen. Scheuen wir keine Mühe, uns aufs Beste vorzuberei- ten! Als Erlöste wollen wir gern un- ser Sinnen wieder mehr zum Erlö- ser erheben, an seine Gegenwart in, um und über uns denken und zu ihm beten. Wir wollen uns wieder öfters fragen: Woher, Wohin, Wo- Diese Adventsbotschaft müssten wir viel ernster nehmen! zu? Kurz gesagt, Advent will wieder Hinordnung auf Christus! Will, dass wir wieder Gott zum Inhalt unserer Tage und unseres Lebens machen! Diese Adventsbotschaft müssten wir in unseren Tagen viel ernster nehmen. Nur so kann uns der Ad- vent zum Segen gereichen. Um die besagte Adventsbotschaft nicht zu überhören, sondern im Gegenteil zu verlebendigen, dafür sorgt der Adventskranz. Die vier Kerzen dar- auf versinnbilden die vier Advents- sonntage, die auf das Weihnachts- fest hinführen. Kanonikus Johannes Tschuor schreibt einmal: «Es ist auch sinnvoll, dem Adventskranz fünf Kerzen aufzustecken: die fünf Lampen der klugen Jungfrauen aus dem Gleichnis Jesu.1 Durch diese fünf Kerzen ist dann im Advents- kranz ein wirklich wesentlicher Ad- ventsgedanke der Kirche während der ganzen Adventszeit vor uns le- bendig. Natürlich muss man dann beim Anzünden immer alle Kerzen anbrennen, damit das Gleichnis voll sichtbar wird.» Erstmals in Liechtenstein hat uns Kanonikus Johannes Tschuor anno 1937 auf das «Adventskerzen- Stecken» hingewiesen. Er schreibt: «Es müssen viele Adventskerzen aufgesteckt werden, aber im Kranz der Menschheit müssen sie leuch- ten. Wo so schwer und lastend Fin- sternis angebrochen ist über ganzen Völkern, dort wo man an solche Finsternis fast nicht glauben kann, da müssen nun schnell viel leuch- tende Adventskerzen entbrannt werden, aber lebendige Kerzen:Wir 
selbst müssen sie werden, wir, nicht bloss mit unserem Christus- hunger, sondern mit eigenem Tun. Ja, wir müssen uns sehnen nach dem Aufbruch Christi, müssen ein- sehen, dass Er heute unendlich fehlt. Er fehlt an allen Ecken und Enden in den Völkern und damit ist alles erklärt, was an Treulosigkeit, Ungerechtigkeit, Kriegswut, Grau- samkeit die Welt beherrscht und die Völker in Angst versetzt und zermürbt. Weil Er fehlt, darum die- se Weltunruhe. Die Welt erträgt eben die Finsternis doch nicht, nachdem sie einmal das Licht ge- schaut hat.4 Das ist die Geschichte der Entstehung der Adventskerzen und des Adventskranzes hier in Liechtenstein! Was dazu gesagt wurde, dem ist hier nichts mehr beizufügen. Was wir aber tun sol- len: Die damalige Zeit mit der uns- rigen vergleichen! Nun begreifen wir auch, warum im Osten in des- sen dortiger Dunkelheit so viele Kerzen entzündet wurden, bevor die Mauern in Berlin im Oktober 1989 fielen! Noch nicht überall in der Welt ist Licht! Beten wir für die- se armen Völker und Nationen, für die vielen Flüchtlinge usw. Möge es von Liechtenstein doch immer wie- der heissen: «Ex Liechtenstein: lux!» In diesem Sinne wünsche ich allen Liechtensteinern eine geseg- nete und besinnliche Adventszeit! 1 «OR» Nr.30/1980.S.6 2 
Js.45,8 3 «In Christo» Nr.26/1953, Mtth.25,1-13 4 «Jn Christo» Nr.1/1937, Jahrbuch der Laurentius Pfarrei Schaan (1940), S.2
	        

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