Volltext: EINTRACHT (1993) (Advent)

'EINTRACHT ADVENT 
1993 LEITARTIKEL Mein Weihnachts- wunsch - Eintracht! Die «EinTracht» ist eine Kulturzei- tung und soll und will es auch blei- ben. Ein wichtiger Teil der Kultur ist aber die Harmonie, die Eintracht im menschlichen Zusammenleben und auch im Staat. Und diese für unsere Heimat zu erhalten, ist der Sinn meines Beitrages. Der grosse Basler Historiker Jacob Burckhardt hat - vor über 100 Jahren - den Massstab gesetzt, an dem noch heute jeder Politiker gemessen werden muss. Jacob Burckhardt hat den Staat als Kunstwerk bezeichnet, als ein von Menschen sorgfältig geschaffenes, ständig ausgestaltendes Werk, das keinem Volk und keinem Lande in idealer Form einfach in den Schoss fällt, das vielmehr der steten, Tag für Tag von neuem erbrachten Lei- stungen aller jener bedarf, die wis- sen, dass Gerechtigkeit, das Recht, Rechtssicherheit, Achtung vor dem Recht, also eine menschenwürdige Ordnung des Zusammenlebens nur dort entstehen kann, wo mit wa- chem Willen und Bewusstsein Strukturen errichtet und ausgebaut werden, die jedem einzelnen ein Höchstmass an Gerechtigkeit und an Freiheit 
schenken. Die Forderungen auch auf sich selbst anwenden: Carl Friedrich von Weizsäcker meint zur Gerechtigkeit: «Die Pro- bleme der Gerechtigkeit, der Mit- menschlichkeit, ja des Überlebens bleiben ungelöst, solange jeder ein- zelne, noch mehr jede soziale Gruppe, die ethischen Forderungen streng nur auf die anderen, auf sich selbst aber lax anwendet. Das Re-sultat 
ist die Kette von Katastro- phen, die man politische Geschich- te nennt. Das Verhalten von uns Menschen in dieser Geschichte ist nicht primär böse, es ist vor allem unter unserem eigenen intellektuel- len Niveau, es gibt wohl kaum ei- nen Interessengegensatz zwischen den Menschen, der nicht im Prinzip durch allseitige Vernunft zu über- winden wäre. Die Dummheit, die die Lösungen verhindert, ist durch mangelnden guten Willen produ- ziert und dieser Mangel ist die Fol- ge von 
Angst.» Brücken der Zukunft bauen Von dieser - soweit überhaupt vor- handen - sollten alle Beteiligten sich befreien und sich bemühen, Brücken der Zukunft zu bauen über alle Meinungsverschiedenheiten hin- weg. Die parteipolitischen Schwie- rigkeiten liegen hinter uns, aber an- dere, grössere und für das Land be- deutendere Aufgaben, wie die Ver- fassungsrevision liegen noch vor uns. Wir müssen bei der Behand- lung derselben frei von Emotionen handeln und vergessen, was hinter uns liegt. Nicht gegenseitig abrech- nend, sondern aufbauend und mit viel Mut zur Kreativität, denn diese ist in allen unseren Handlungen und Unternehmungen und geisti- gen Prozessen gefordert. Papst Johannes Paul II. hat uns Liechtensteinern am 8.9.1985 in Eschen den Weg aufgezeichnet. Er meinte: «Wenn Konflikte entstehen, müssen diese in gegenseitigem Ver- stehen und Verzeihen ausgetragen werden. Seid nie zu stolz oder zu eigensinnig, um einander die Hand zur Versöhnung zu reichen, wenn eine Auseinandersetzung stattge- funden hat. Seid nie hartnäckig und nachtragend, wenn es darum geht, einen Streit beizulegen.» Es kann sein, dass das Recht - das alle Beteiligten scheinbar fest auf ihrer Seite haben - schliesslich auf keiner der beiden Seiten liegt. Auf der Suche nach dem richtigen Weg für die Verfassung des Jahres 2000 ist deshalb eine zukunftsorientierte, eine offene, mutige und klare Spra- che, aber eine solche der gegensei- tigen Achtung und Liebe zu führen,die 
vom Wunsch beseelt ist, für Liechtenstein und seine unbestritte- ne Monarchie das Beste zu 
tun. Uns nicht in Konfrontationen stürzen Wir möchten als Weihnachtsge- schenk doch, dass die Politiker und unser Landesfürst nicht übereinan- der, sondern miteinander reden, uns beruhigen und uns Freude am Zusammenleben bereiten, statt uns in unnötige Konfrontationen zu trei- ben. Man kann nur durch eine aus- schliesslich auf das Wohl des Lan- des und seiner Bewohner und der Monarchie ausgerichtete, gemein- same Gedankenarbeit zu einem guten Ende gelangen, die nicht ein- geengt ist durch einseitig festgelegte Positionen und Gesichtswinkel. Es wäre als Neujahrswunsch 1994 denkbar, zu wünschen und zu hof- fen, dass Liechtenstein in einem glücklichen Zustand der Palette ei- nes Malers gleichen würde, auf welcher die Monarchie, das Land, die Gemeinden, ihre klaren Farben hätten. Das so entstandene Gemäl- de könnte durch seinen Zauber und seine Lebendigkeit alle Menschen hinreissen und im Lichte dieses Er- folges werden dann diese unsere Maler, ohne zu lügen behaupten können, dass sie es waren, die die- ses Kunstwerk geschaffen haben, und sie werden uns voller Stolz darauf hinweisen, dass es «Harmo- nie» oder «Eintracht» heisst. Adulf Peter Goop Obmann der Liechtensteinischen Trachtenvereinigung
	        

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