Volltext: EINTRACHT (1993) (Advent)

'EINTRACHT ADVENT 
1993 DAMALS Erstmals mit Glocken- klängen in's neue Jahr (Aus der Liechtensteiner Wochen- zeitung 1874) Vaduz, den 6. Januar. Es war eine wunderschöne Nacht, die uns das neue Jahr geboren. Besonders wir Vaduzer haben dies doppelt gefühlt und gesehen, als die harmonischen Glockenklänge unseres wundervol- len Geläutes uns an das Fenster lockten, damit wir hinaussehen in das zum Jahresabschiede vom Monde hell erleuchtete Rheinthal und damit wir, geleitet von den vollen tief rührenden Klängen den lichten Anbruch des neuen Jahres andachtsvoll erwarten. Es ist unseres Wissens das erste Mal, dass auch in Vaduz diese an manchen Orten übliche, schöne Sitte Eingang fand. Jeder wird sich gewiss, wie dieses Jahr, so auch künftighin freuen, dem Rufe der Glockenklänge in's neue Jahr zu folgen. Der majestätische Ton der Glocke ruft uns den Tag wach und den Abend zur Ruh', der Gemeinde in's Gotteshaus, dem Mitbruder in's Grab, dem Unglück zur Hilfe; dar- um ist es auch eine dem Gemüths- leben und der Gewohnheit des Menschen sehr entsprechende Sitte, dem alten Jahre in mitternächtlicher Stunde den feierlichen Abschieds- und Dankesgruss, und dem neuen den frohen Willkommensgruss zu- zurufen.Gschechte, 
wia se s'Leba schriebt Im Jahr der Betagten und der Soli- darität zwischen den Generationen kommt dem heimatlichen Dialekt ein besonderer Stellenwert als Bin- deglied zwischen Jung und Alt zu. Was einst Nana und Nene in ihrer urchigen Mundart vermittelten, das lässt Bilder und Wortfetzen aufstei- gen, einstmals Gehörtes wieder auf- leben. Wir fühlen uns mit den Ah- nen, mit dem, was sie uns auf unse- ren Lebensweg mitgegeben haben, verbunden, beheimatet in dem, was sie für uns grundgelegt haben. Was uns unsere Vorfahren meist mündlich weitergaben, reicht von geschichtlichem Werdegang, bäu- erlichem Alltag und Brauchtum, kirchlichem und dörflichem Leben, über vergangene Kriegs-, Hunger- und Katastrophenjahre, politisches Auf und Ab, und verweist uns zu unseren Wurzeln. Der Aufbruch vom ärmlichen Agrarstaat zur Indu- strie-, Banken- und Treuhand-Nati- on hat in unserem Alltag ihren Nie- derschlag gefunden, auch in unse- rer Sprache. Der bäuerliche Dia- lekt, das Idiom eines jeden Dorfes, ging weitgehend verloren, erhielt einen erweiterten Wortschatz, ver- langte angepasste Ausdrucksweisen in unserer technisierten Wirtschaft, in unserer Öffnung nach 
aussen. Dialektgeschichten einst und jetzt Die Rückbesinnung auf unsere Ei- genart und Kultur findet auch Aus- druck in einem verstärkten Interesse am althergebrachten Dialekt, deut-lich 
spürbar bei unserer jüngsten Generation. Das Bodenständige, die Aussagekraft urchiger Dialekt- ausdrücke belebt und bereichert den Wortschatz. Ein Aufruf im Aktionsjahr 1993 brachte spontan neun Dialekt-Er- zähler/innen auf den Plan. Typi- sches aus ihrer Lebenserfahrung, aus ihrem Umfeld, haben die Vor- träge wiedergegeben von: Martina Büchel, in Ruggell, geb. Schellenbergerin Hedwig Ruegg-Spalt, Ruggell Resi Gstöhl-Batliner, Eschen Karin Frommelt, Gafos, Schaan Loretta Federspiel-Kieber, Zürich, geb. Maurerin Rudolf Goop, Schellenberg Roswitha Schädler-Risch, Vaduz Der Dialekt-Geschichten-Abend hat den Zweck, auf unser Kulturgut hinzuweisen, vermehrt und be- wusst den gemeindeeigenen Dia- lekt zu sprechen und an die Nach- kommen weiterzugeben. Nicht nur im Jahr der Betagten und der Soli- darität zwischen den Generationen, sondern darüber hinaus soll es im Bereich Mundart vermehrt zu Kon- takten kommen und weitreichend das Ziel angestrebt werden, die von den Ahnen ererbte Muttersprache aufblühen zu lassen. Von den bis heute gesammelten Erzählungen und Gedichten können Kopien bei Theres Matt, Telefon 373 31 60, be- zogen werden. Im Laufe des nächsten Jahres wer- den weitere Dialekt-Abende statt- finden. Jede/r ist eingeladen, mitzu- machen. Th. M. / Presseteam Senioren Die Redaktion der «EinTracht» freut sich über diese Aktivitäten und dankt dem Presseteam der Senioren. Sie wünscht ihm bei seiner wertvollen kulturellen Tätigkeit in der Erkenntnis, dass in der Mundart ein Gut von nicht zu unterschätzendem Werte und ein Stück Heimat lie- gen, alles Gute und viel Erfolg.11
	        

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