Volltext: EINTRACHT (1993) (Staatsfeiertag)

'EINTRACHT STAATSFEIERTAG 
1993 GEDICHTE D'Himmelsgab Bi jedem Blüahmli wo du findscht, und sötts davoo ganz Hüffa ha, hat jedes ganz sin ägna Sinn, drum loss es schtoh und freu di dra. 0 jeder Käfer uf em Weg, und schiint er dir o noch so klii, er hat sis Leba net vo dir, drum tua n'em nüt und loss a sii. Wenn du a Kind ir Wiaga siascht, wo wia an kliina Engel lacht, denn gschpürscht im gliicha Oga- bleck, das hat dr Himmel för mi gmacht. Edwin Nutt, Vaduz t 7. 2. 
1991 Mis Häämatdorf Vadoz, mis Häämatdorf bischt du, wia hascht du di verendrät. Du bischäs numma, bischäs du? Zit hat dy so gendrät. Wia ischt mir bang und wee o z Muat, wenn y so dor di wandri. 1 dir schtroömt jo a Menschafluat, ääs kennt drum numma s andri. Ma hört ned schwätza mee wia mir. Di aalta Hüüser sind vrschwunda. I komm mir sälber frönd vor schier Vadozner hani kääni gfunda. Ida Ospelt-Amann, 
VaduzSAGEN 
Die Sage vom lichten Stein Es war einmal ein Bauer, der fried- lich seinen Acker pflügte. Böse Rit- ter verhöhnten ihn, ritten in den Acker und zerstörten mutwillig sei- ne Arbeit. Aber gottergeben begann der Bauer sein Werk von neuem. Da fand er in der Erde, wohl durch den Hufschlag eines Pferdes em- porgeworfen, einen sonderbaren, hellen, lichten Stein. Als er sinnend den Stein betrachtete, kam ein fremder Wanderer daher und weis- sagte ihm: «Dieser Stein spricht die Zukunft über dein Geschlecht aus. Er bringt dir Reichtum, Ruhm und Ehre, und deine Enkel werden eine Krone tragen und über das kleine, aber glückliche Land segensvoll herrschen.» Was der Wanderer vor- aussagte, sollte sich wunderbar er- füllen. Die Märe vom Bauern und seinem lichten Stein wurde überall an den Herdfeuern erzählt, und der Bauer bekam zugleich seinen Na- men: Er hiess von nun an «Lichten- stein». Aus dem Bauerngeschlecht der Lichtenstein aber wuchs das fürstliche Geschlecht der Liechten- steiner, die nach dem Wort des Wanderers die Krone trugen und friedvoll über das kleine Reich am Oberrhein herrschten ... Städtle Vaduz um 
1900Drei 
Siebe Aufgeregt kam jemand zu So- krates gelaufen. «Höre, Sokra- tes, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund ...» «Halt ein!» unterbrach ihn der Weise, «hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Sie- be geschüttelt?» «Drei Siebe», fragte der andere voll Verwunderung. «Ja, mein Freund, drei Siebe! Lass sehen, ob das was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe hin- durchgeht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir er- zählen willst, geprüft, ob es wahr ist?» «Nein, ich hörte es erzählen, und . . .» «So, so. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, wenn schon nicht als wahr erwiesen, wenig- stens gut?» Zögernd sagte der andere: «Nein, das nicht, im Gegenteil ...» «Dann», un- terbrach ihn der Weise, «lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt.» «Notwendig nun gerade nicht . . .» «Also», lächelte Sokrates, «wenn das, was du mir er- zählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!» Aus Vorarlberger Volkskalender
	        

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