Volltext: EINTRACHT (1993) (Ostern)

'EINTRACHT OSTERN 
1993 Vom «Aeuletier» von Harald Wanger, Schaan Unsere Sagen sind auch voll von Schreckgespenstern, die zu nächtli- cher Zeit Menschen erschrecken, irreführen oder durch Wiedergut- machung geschehenen Unrechts Erlösung erbitten. Ein heute völlig vergessenes Schreckgespenst dieser Art war in Vaduz das Aeuletier, das im früher noch unbewohnten Aeule sein Unwesen trieb. Ein Zeugnis dieses verschwundenen Spukes fin- den wir in Aufzeichnungen David Rheinbergers aus dem Jahre 1876, in denen er über die Jugend seines Vaters Johann Peter (1789 - 1874) berichtet: Nach seiner und anderer Leute Er- zählen hat er beim anderen Ge- schlecht viel Glück gehabt, wurde aber nach und nach wegen seiner Unbeständigkeit etwas anrüchig. Ein paarmal glaubte er die Wahre gefunden zu haben, sein gestrenger und wenig romantisch gesinnter Herr Papa aber wollte von allen diesen Herzensbedürfnissen noch gar nichts verstehen und wies ihn immer barsch ab, so oft er sich un- terstand, etwa auf den Busch zu klopfen. Auch sah er fleissig nach, ob er nachts auch daheim im Bette sei. Da musste mit Vorsicht gehan- delt werden, und so oft er sich des Nachts durch das Fenster davon schlich, legte er einen Klotz Holz statt seiner in das Bett und stülpte ihm die Nachtmütze auf, wissend, dass sein Vater beim Nachsehenkein 
Licht mitnahm. Da hat ihm das schlechte Gewissen einen fatalen Streich gespielt. Als er einmal nachts wieder heimkehrte, schlug er einen Fussweg ein, der von der jetzigen Post durch die Flur, wo ho- hes Schilf wuchs, hinter unser Haus führte. Auf einmal raschelte es hin- ter ihm, er wendete sich rasch um und sah ein grosses schwarzes Tier mit feurigen Augen vor sich stehen. Damals spukte es nämlich dort her- um noch ganz gewaltig. Der Spuk hiess allgemein das Aeuletier und trieb sein Unwesen in Gestalt eines schwarzen Hundes oder Bockes. Der Vater, an und für sich weder furchtsam noch abergläubisch, fühlte sich doch auf unrechter Fähr- te und hielt es ratsamer, auf der Landstrasse heimzukehren, wo er bald in schnelleres Tempo und zu- letzt ins Laufen geriet. Je mehr er aber lief, in desto grösseren Sätzen setzte ihm das Untier nach. Als er endlich fast atemlos das Leiterlein vor seinem Fenster erreichte und schon den Fuss darauf setzte, er- wischte ihn endlich das Gespenst an den Hosen. Er hätte gerne aufge- schrieen vor Angst, aber aus Furcht, sein Vater könnte es hören, unter- drückte er den Schrei und sah sich nach dem Untier um, welches aber, anstatt ihn zu zerreissen oder da- vonzutragen, ganz freundlich be- leckte und vor Freuden winselte. Es war ihr grosser schwarzer Haus- hund.Die 
Gampriner Rheinmühle Die Gampriner hatten auf einem schiffartigen Floss eine Mühle er- richtet, die ein Unikum für sich war. Sie umfasste einen Mahl- und einen Wohnraum. Je nach dem Wasserstand musste die Mühle da oder dort verankert werden. Bei ei- nem solchen Wechsel musste die ganze männliche Bevölkerung der Gemeinde Hand anlegen, um die Mühle an Seilen an den neuen Standort zu bringen. Bevor aber die Kette gelöst wurde, betete man ent- blössten Hauptes ein Vaterunser. In einem Frühjahr, als der Rhein wieder einmal Hochwasser führte, riss eines Nachts die Kette, und die- ses einmalige Werk wurde von den Fluten stromabwärts getrieben. Am anderen Morgen, wie die Mühle nicht mehr am alten Platze zu fin- den war, gingen einige Gampriner nach Hinterschellenberg, um Aus- schau zu halten nach der fortge- schwemmten Mühle, da man von dort aus freien Blick bis zum Bo- densee hinaus hatte. Diese Tat wurde aber den Gampri- nern als Schildbürgerstreich ange- schwärzt, indem man landauf, landab erzählte, sie hätten die Rheinmühle auf dem Schellenberg gesucht.
	        

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