Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Politische Kultur in der Zwischenkriegszeit 
ben: «[W]ir wollen vom Fiirsten und den Prinzen einfach nichts wissen, 
man lasse den Fürsten, diesen a ... S ... (Beschimpfg.)[,] jetzt noch 
machen, solange er lebe, dann aber fahre man ab mit diesem Siamikla- 
sazig .»*! 
Auf Flugblittern verbreitete Aussagen dieser Art kursierten 
zusätzlich auf mündlichem Wege. Damit war es noch viel schwieriger, 
übler Nachrede einen Riegel vorzuschieben oder Gerüchte zu entkräf- 
ten. Wenn man die Urheber von Ehrbeleidigungen ausfindig machen 
konnte, versuchte man diese vor Gericht zur Rechenschaft zu ziehen.“ 
Als Flugblätter wurden nicht nur die eigenen Kandidatenlisten ver- 
breitet. Die Zeitungen warnten wiederholt vor sogenannten Sprenglis- 
ten. So schrieb das Volksblatt 1932: «Achtung! Die Volkspartei gibt, um 
die Mehrheit zu bekommen und unsere Gesinnungsfreunde zu spalten, 
sogenannte Sprenglisten heraus, d.h. sie stellt neben dem einzigen offi- 
ziellen Kandidaten der Bürgerpartei noch einen andern bürgerparteili- 
chen Kandidaten auf. Jede Stimme, die für einen solchen Sprengkandi- 
daten abgegeben wird, ist für uns verloren und kommt nur dem Gegner 
zugute.» 
Mittels Flugblättern und Gerüchten wurde zudem die Falschmel- 
dung verbreitet, ein Kandidat nehme eine allfällige Wahl nicht an, wes- 
halb es keinen Sinn mache, für ihn zu stimmen. Manövern dieser Art 
wurde, sofern dies noch möglich war, in den Zeitungen und auf Flug- 
blättern entgegengetreten. Im Vorfeld der Wahlen vom Januar 1926 war 
auf einem Flugblatt der Bürgerpartei zu lesen, die Volkspartei wolle 
«glauben machen, Postmeister Fritz Walser, in Schaan, nehme die Wahl 
nicht an. Er nimmt sie an.»* 
  
41 Zitiert nach Quaderer-Vogt, Bewegte Zeiten, Bd. 3, S. 277. Dort sind auch weitere 
Ausschnitte aus dem betreffenden Flugblatt gegen Wilhelm Beck abgedruckt. 
42 Siehe zum Beispiel Liechtensteiner Nachrichten, 9. Januar 1926: «Der bisherige 
Landtag und die Regierung werden [im Wahlkampf] in solcher Art besudelt [...], 
daß bereits etliche Strafklagen beim Strafrichter eingereicht worden sind.» Siehe zu 
den Gerichtsprozessen 1926 auch Quaderer-Vogt, Bewegte Zeiten, Bd. 3, S. 263, 
272-273, 278-281. 
43 Liechtensteiner Volksblatt, 5. März 1932. Siehe analog zum Beispiel Liechtensteiner 
Nachrichten, 3. April 1926. 
44 LILA, SgZg 1926/25. 
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