Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Politische Kultur in der Zwischenkriegszeit 
nym verfasst, stammten aber wohl häufig ebenfalls aus der Feder der 
Redaktoren.” 
Anhand der Untersuchung von 1002 für den Wahlkampf relevan- 
ten Zeitungsartikeln zwischen 1918 und 1932 konnte eine Zunahme von 
Artikeln mit polemischem Inhalt festgestellt werden, also solcher mit 
scharfen und unsachlichen sowie oft persönlichen Angriffen.“ Die fol- 
gende Tabelle zeigt deren Anteil bei den jeweiligen Landtagswahlen: 
Tabelle 2: Anteile polemischer Artikel in den Landeszeitungen 
ın den Wahlkämpfen von 1918 bis 1932 
  
  
1918 1922 Januar 1926 April 1926 1928 1932 
Volkspartei-Presse* 27 % 25 % 64 % 86 % 90 % 77 % 
Biirgerpartei-Presse®* 34 % 43 % 57 % 65 % 87 % 58 % 
  
Oberrbeinische Nachrichten, Liechtensteiner Nachrichten, Liechtensteiner Volkswirt 
Liechtensteiner Volksblatt 
In den ersten beiden untersuchten Wahlen bildeten die polemischen 
Artikel mit 25 bis gut 40 Prozent noch recht deutlich die Minderheit. 
Dann jedoch verkehrte sich das Verhältnis ins Gegenteil. In den folgen- 
den vier Wahlkämpfen waren polemische Beiträge mit 60 bis 90 Prozent 
klar Trumpf. 1928 scheint diesbezüglich der heftigste Wahlkampf gewe- 
sen zu sein. Das Volksblatt beurteilte damals die Arbeit der gegnerischen 
Redaktion — Bezug nehmend auf zwei Artikel im Liechtensteiner Volks- 
wirt” — folgendermassen: «Wer mit solchen Mitteln noch Wähler fangen 
will, der kann nicht mehr recht im Kopfe sein, oder er gehort dorthin, 
  
33 Information von Hans Brunhart. 
34 Siche Biichel, Wahlschlachten und kleine Birgerkriege, besonders S. 24-26, 84-91. 
Ein Artikel wurde der Kategorie «polemisch» zugeordnet, wenn er mindestens ei- 
nen polemischen Ausdruck oder Satz enthält. Es erfolgte kein Reliabilitätstest, es 
codierte also keine zweite Person nach diesem System. Aus diesem Grund und weil 
die Zuordnung bis zu einem gewissen Grad grundsätzlich subjektiv ist, wurden die 
Prozentzahlen gerundet. 
35 Der Liechtensteiner Volkswirt erschien vom 16. April 1927 bis zum 17. Juli 1928 als 
Dienstagsausgabe der Liechtensteiner Nachrichten (siehe Wilfried Marxer, «Liech- 
tensteiner Volkswirt», in: HLFL, S. 554). 
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