Arthur Brunhart
Verlagsleiter des Sarganserländers war,“ Rat und Unterstützung erhielt.
Die neue Zeitung sollte über die Zustände in Liechtenstein informieren,
kritisch sein und keine Zensur kennen. Die Oberrheinischen Nachrich-
ten verstanden sich als Blatt für die «Arbeiter- und Kleinbauernbevölke-
rung»,® sie wollten belehren und auch unterhalten.
Beck, seit 1914 im Landtag, nutzte alle Möglichkeiten, die einem
Parlamentarier zur Verfügung standen. Rasch fand er drei Oberländer
Mitstreiter, die sich zu Anliegen der Bevölkerung, zu sozialen Belangen,
zur Forderung nach mehr Demokratie und Volksrechten äusserten. Das
konservative Lager lehnte Parteien und «Fraktionen» im Parlament ab,
sie seien eine Gefahr für die Meinungsfreiheit der Abgeordneten.“ Es
kritisierte das selbstbewusste Auftreten der neuen Opposition, warf ihr
«rotes», das heisst sozialistisches Gedankengut vor, unterstellte ihr,
links, antikirchlich und monarchiegefährdend zu sein. Die Gruppe um
Wilhelm Beck dagegen bezeichnete sich als «christlich-sozial» und als
bestrebt, für die Interessen des «kleinen Mannes» einzutreten. Die
Staatsform stand für sie nicht zur Disposition.
Wahlrecht und Parteien
Aus demokratischer Sicht vordringlich war die Einführung des direkten
und geheimen Wahlrechtes, das Landesverweser Leopold von Imhof
1917 anregte. Beck griff das Thema auf, mit einer gewissen Beschämung,
dass der Vorschlag nicht aus dem Landtag selbst gestellt worden war.®
Das am letzten Dezembertag 1917 vom Landtag einstimmig beschlos-
sene neue Wahlrecht begünstigte die Entstehung politischer Parteien.®
Im Frühjahr 1918 gründeten Beck und seine Mitstreiter die Christlich-
62 Wolfgang Göldi, «Grünenfelder, Emil», in: HLS, Bd. 5, S. 764. Emil Grünenfelder,
später auch St. Galler Regierungsrat, Landammann und Präsident der Konservati-
ven Volkspartei des Kantons, arbeitete massgeblich an verschiedenen kantonalen
Gesetzen mit wie auch am Schweizerischen Strafgesetzbuch.
63 Michalsky, Parteien, S. 233.
64 Quaderer-Vogt, Bewegte Zeiten, Bd. 2, S. 31, 41-42, 45, 55, 57.
65 Ebenda, S. 31-32.
66 Ebenda, S. 53-79; Quaderer, Die Entstehung der «Christlich-sozialen Volkspartei»;
Wilfried Marxer, «Christlich-soziale Volkspartei», in: HLFL, S. 142-143.
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