Peter Kaiser und Wilhelm Beck
rakterisiert den politischen Peter Kaiser als Vertreter des katholischen
Frühliberalismus und «Repräsentanten der liberalen Bewegungskräfte
seiner Zeit», der Reformen in Staat und Gesellschaft als notwendig
erachtete.®
Kritik und Anliegen in Liechtenstein
In seiner «Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein» legte Kaiser den
Reformbedarf in Liechtenstein offen, den «Mangel an Volksrechten, die
feudalistischen Relikte, die volksferne Verwaltung der Wiener Hofkanz-
lei und des Vaduzer Landvogts, den isolierten Zustand der liechtenstei-
nischen Volkswirtschaft, das armselige Volksbildungswesen»* — letzt-
endlich alles demokratische Defizite. Gegenüber dem Landvogt kriti-
sierte er brieflich die Arroganz der Machthaber.”
Als die Liechtensteiner Bevölkerung im Frühjahr 1840 ihre Anlie-
gen bei Fürst Alois II. vorbringen wollte, formulierte der aus der
Schweiz gerufene Peter Kaiser als «Anwalt und Sprecher der Gemein-
den» diese Wiinsche.*® Ein wohl von ihm verfasstes Memorandum — laut
Hofkanzlei «nach Demagogie athmend» — forderte «eine bessere Vertre-
tung des Volkes, das [...] keine wirkliche Mitsprache besass», dann «eine
Senkung der Militärkosten, die Regelung des Zollverhältnisses mit
Österreich, Vereinfachung der Verwaltung, Bereinigung der Zehnten,
Verbesserung des Schulwesens».” Kaiser verlieh den demokratischen
Forderungen Ausdruck und galt der Regierung seither als «unruhig»“
und spiter, 1847/1848, als «Vorwisser und Urheber» der Revolutionsbe-
wegung im Fürstentum.“
35 Langewiesche, Peter Kaiser als Politiker, S. 49, 51.
36 Geiger, Peter Kaiser, S. 31. Siehe dazu Kaiser, Geschichte, Bd. 1, S. 546-557.
37 Rheinberger, Ein besonderes Exemplar; Brunhart, Peter Kaiser und seine «Ge-
schichte des Fürstenthums Liechtenstein» (mit Faksimile des Briefes).
38 Quaderer, Politische Geschichte, S. 107.
39 Geiger, Politisches Wirken, S. 32. Siehe auch Quaderer, Politische Geschichte,
S. 108-109.
40 Quaderer, Politische Geschichte, S. 110, Anm. 45.
41 Geiger, Politisches Wirken, S. 32.
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