Peter Kaiser und Wilhelm Beck —
Aspekte der Demokratisierung Liechtensteins
Arthur Brunbart
Peter Kaiser! und Wilhelm Beck? sind zwei liechtensteinische Personlich-
keiten, die ihr Wirken in Zeiten des Umbruchs entfalteten. Sowohl vor
dem Revolutionsjahr 1848 wie auch in den Jahren vor dem Ersten Welt-
krieg (1914 bis 1918) hatte sich in Liechtenstein politischer Druck aufge-
baut. Peter Kaiser (1793-1864), der nach Studien in Wien und Freiburg
im Breisgau ab 1819 in der Schweiz als Pädagoge und Historiker tätig
war,’ engagierte sich auf Bitten seiner Landsleute vor allem im Revoluti-
onsjahr 1848 fiir Reformen in Liechtenstein. Wilhelm Beck (1885-1936),
der nach dem Besuch der Handelsakademie St. Gallen und seinem Jura-
studium in Zürich und München sowie einer Tätigkeit beim Flumser
Rechtsanwalt und konservativen Politiker Emil Grünenfelder 1914 die
erste Rechtsanwaltskanzlei in Liechtenstein eröffnet hatte, kämpfte mit
grossem Einsatz für eine Neugestaltung der Verhältnisse ım Fürstentum.
Wichtige Ziele Kaisers und Becks bestanden darin, die wirtschaft-
lichen Verhältnisse zu verbessern und der männlichen Bevölkerung — an
politische Rechte für die Frauen wurde noch nicht gedacht* — weiter rei-
1 Über Peter Kaiser informieren vor allem Allgäuer, Peter Kaiser; Brunhart, Peter
Kaiser; Kind, Peter Kaiser; Müller, Geistesgeschichtliche Studie; Müller, Rector
Peter Kaiser; Ritter, Peter Kaiser; Rheinberger, Ein besonderes Exemplar; Bundi,
Peter Kaiser; Geiger, Erinnerung an Peter Kaiser; Geiger, Peter Kaiser als Politiker;
Wolfgang Vogt, «Kaiser, Peter», in: HLFL, S. 416-418.
2 Zu Wilhelm Beck siehe neben den Studien von Geiger und Quaderer die Publika-
tionen Vogt (Redaktion), Wilhelm Beck; Brunhart/ Quaderer, Wilhelm Beck; Os-
pelt/ Vogt (Bearbeiter), Krieg, Souveränität und Demokratisierung; Gerda Leipold-
Schneider, «Beck, Wilhelm», in: HLFL, S. 82-83.
3 Dazu Bundi, Peter Kaiser; Brunhart, Peter Kaiser, S. 55-122.
4 Zur Frage der Mitbestimmungsrechte von Frauen wihrend der Zeit Wilhelm Becks
siche Quaderer-Vogt, Bewegte Zeiten, Bd. 3, S. 419-425. Die Einfithrung des Frau-
enstimm- und -wahlrechts erfolgte erst mittels einer Volksabstimmung vom 29. Juni/
1. Juli 1984.
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