Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Geschichtsvereine heute 
Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Gründung 
von Geschichtsvereinen als Nachfolgeorganisationen aufklärerischer Le- 
severeine und geschichtsforschender Gesellschaften des 18. und begin- 
nenden 19. Jahrhunderts. In der Schweiz wurde 1811 die Schweizerische 
Geschichtsforschende Gesellschaft als nationaler Verein gegründet. Ab 
1826 kamen zahlreiche lokale, regionale und kantonale Vereinigungen 
dazu. Eines ihrer Merkmale war das starke Nationalbewusstsein und 
ihre vaterländische Gesinnung. Die Hinwendung zur lokalen und regio- 
nalen Geschichte hatte integrativen Charakter und sollte die Verbun- 
denheit liberaler und konservativer Kräfte mit dem neuen schweize- 
rischen Bundesstaat stärken. Die Mitglieder entstammten meist dem Bil- 
dungsbürgertum. Sie waren Politiker, Juristen, Pfarrer, Lehrer, 
Universitätsdozenten, Studenten und in jedem Fall männlich.” 
Während in der Schweiz das Verbindende der Geschichtsvereine 
hervorgehoben wurde, sah man in Monarchien Zusammenschlüsse des 
sich etablierenden Bürgertums ambivalent: je nach politischer Gesin- 
nung als Potenzial zur Identifizierung mit dem Staat oder im Gegenteil 
als revolutionärer Gefahrenherd. Deshalb entstanden in Österreich zu 
Beginn des 19. Jahrhunderts eher Museumsvereine mit «landeskundli- 
cher» Ausrichtung. Erst das Revolutionsjahr 1848 und das Ende der 
neoabsolutistischen Ära Metternichs 1860/1861 führten zur Entstehung 
historischer Vereine.® Auch in Liechtenstein machte erst die freiheitliche 
Konstitutionelle Verfassung von 1862 den Weg frei für Vereinsgründun- 
gen.? Bis zur Gründung des Historischen Vereins für das Fürstentum 
Liechtenstein 1901 vergingen aber nochmals vier Jahrzehnte. 
Die Vereine hatten vielfältige Aufgaben: Sie veröffentlichten Peri- 
odika und wissenschaftliche Buchreihen zu Forschungsergebnissen der 
Mitglieder, aber auch Urkundenbücher und Editionen weiterer, sonst 
kaum zugänglicher Dokumente und Akten. Wichtig waren Stadt- und 
Kantonsgeschichten. Es wurde ein reger Publikationentausch gepflegt. 
Die Vereinigungen legten Sammlungen an für bereits bestehende Mu- 
seen oder für vereinseigene Neugründungen. Ausserdem organisierten 
  
7 Anne-Marie Dubler, «Historische Vereine», in: HLS, Bd. 6 (2007), S. 387-389; Uh- 
litz, Geschichte der Geschichtsvereine, S. 21-32. 
8 Dopsch, Geschichtsvereine, S. 73-74. 
9 Siche Klaus Biedermann, «Vereine», in: HLFL, S. 999-1000. 
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