Paul Vogt
Beide Historikerkommissionen arbeiteten diskret. Solange die Arbeiten
im Gang waren, konnten sich die beiden Kommissionen ohne Störungen
von aussen auf ihre Arbeit konzentrieren. Dies war ein Vorteil. Nach
Abschluss hätte man sich aber eine stärkere öffentliche Auseinanderset-
zung mit den Ergebnissen in Form von Ausstellungen und Veranstal-
tungen oder auch Kulturreisen gewünscht.
Beide Themen haben einen hohen politischen Stellenwert. Diesem
Stellenwert entsprechend hat die Politik — und im Fall der Liechtenstei-
nisch-Tschechischen Kommission aus persönlicher Betroffenheit auch
das Fürstenhaus — in ausserordentlicher und grosszügiger Weise finan-
zielle Mittel bereitgestellt. Diese Mittel dienten jedoch nicht der Förde-
rung der freien Wissenschaft, sondern der im Dienst bestimmter politi-
scher Ziele stehenden Geschichtsforschung. So bereichernd die Erträge
der Kommissionen auch sind, darf diese Form der Wissenschaftsförde-
rung die Förderung der freien Wissenschaft nicht zu stark konkurren-
zieren oder gar ersetzen. Die Praxis der Kommissionen zur überwiegen-
den Vergabe der Forschungsaufträge an ausländische Historikerinnen
und Historiker reduziert zudem die Chancen heimischer Forscher und
führt tendenziell zu einer einseitigen Aussenbestimmung des liechten-
steinischen Geschichtsbildes.
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