Wissenschaftsfreiheit und Persönlichkeitsschutz
— Bei der ebenfalls vorgesehenen Publikation des Personennamenbu-
ches im Internet (siehe bereits das Ortsnamenbuch online unter
www.hvfl.li/namenbuch) werden unter Berücksichtigung der be-
sonderen datenschutzrechtlichen Problematik dieses Mediums alle
Ruf- und Sippschaftsnamen grundsätzlich anonymisiert.»
Die öffentliche Datenauflage erhitzt die Gemüter
Die Liste der Ruf- und Sippschaftsnamen des Landes ist in der Folge
vom 24. Oktober bis 30. November 2007 in allen Gemeinden aufgelegt
worden. Zuvor nahm die Projektleitung eine erste kritische Durchsicht
im Hinblick auf besonders problematische Nennungen vor: Eine Reihe
offensichtlich anstössiger Namen wurde bereits aus der Liste eliminiert.
Weitere Hinweise auf heiklere Fälle, die allenfalls eine Streichung oder
Anonymisierung verlangten, erwarteten die Bearbeiter aufgrund der
Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Dass nicht schon vorauseilend die
aufwendig zusammengetragene Sammlung noch radikaler beschnitten
wurde, wird man vielleicht verständlich finden. Es stellte sich aber im
Nachhinein heraus, dass die Problematik beziehungsweise die Reaktio-
nen der Bevölkerung doch unterschätzt worden waren.
Im Zuge der öffentlichen Auflegung in den Gemeinden gingen
Einsprachen ein, Begehren auf Streichung von Rufnamen wurden ge-
stellt. Die öffentlichen Reaktionen in den Gemeinden reichten von
unauffälliger und beifälliger Kenntnisnahme bis hin zu beträchtlicher
Aufregung; teils waren die Äusserungen heftig und ungehalten, teils
sachlich und gemässigt. Herrschte in der einen Gemeinde Empörung,
blieb in der anderen alles ruhig. Vereinzelt gab es telefonische Beschimp-
fungen gegenüber Vertretern des Historischen Vereins sowie Drohungen
gegenüber den Projektmitarbeitern; auch der Datenschutzbeauftragte
der Regierung und der Regierungschef selber wurden leider angegangen.
Es wurde auch gefordert, dass die Namen der Auskunftspersonen preis-
gegeben werden sollten. Immerhin durfte der Lärm nicht darüber hin-
wegtäuschen, dass die eingehenden Einsprachen auch in den kritischsten
Gemeinden nicht mehr als zwei Dutzend Fälle betrafen, während an-
derswo praktisch keine Einwände erhoben wurden. Dennoch war der
Wirbel natürlich allen Beteiligten nicht angenehm.
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