Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Gesellschaftliche Funktion der Geschichte 
Rahmenbedingungen 
Verschiedene Rahmenbedingungen beeinflussten die Arbeit der UHK. 
So spielten die Kleinheit des Landes (160 km?) und die geringe Einwoh- 
nerzahl während des Kriegs (rund 11 000) sowie die noch vornehmlich 
agrarische und kleingewerbliche Lebensweise der Bevölkerung eine Rol- 
le. Neben den zwei Banken gab es ein Dutzend Rechtsanwälte und Treu- 
händer, die von 1933 bis 1945 insgesamt etwa 2500 Domizilgesellschaf- 
ten gründeten. Dass einzelne Treuhänder ihre Unterlagen aufbewahrt 
hatten, war eine Chance für die UHK, die einen Bereich erschliessen 
konnte, der von der UEK für die Schweiz nicht bearbeitet worden war.” 
Während des Kriegs wurden drei Industriebetriebe gegründet, die 
indirekt über die Schweiz oder direkt für das Dritte Reich arbeiteten: Die 
Press- und Stanzwerke in Eschen (Presta) produzierten 20-mm-Hülsen 
für die Fliegerabwehrkanonen, die von der Werkzeugmaschinenfabrik 
Bührle & Co. in Zürich-Oerlikon hergestellt wurden. Diese war ein 
Unternehmen des Waffenindustriellen Emil Bührle, das die Wehrmacht 
belieferte. Die Maschinenfabrik Hilti in Schaan, die dem rabiaten NS- 
Sympathisanten und Herausgeber eines antisemitischen Hetzblattes 
Martin Hilti gehörte, stellte Bestandteile für deutsche Kriegsfahrzeuge 
her. Der Präzisions-Apparatebau Vaduz (PAV) lieferte Präzisionsgeräte 
in die Schweiz, die von da nach Deutschland gelangten.?” 
Und schliesslich gab es den Fürsten, der 1938 seinen Wohnsitz von 
Wien nach Vaduz verlegt hatte, und seine Kunstsammlung von Weltrang, 
die Ende 1944 / Anfang 1945 unter abenteuerlichen Umständen aus Wien 
nach Vaduz evakuiert wurde und bis 2004 dort verblieb. Der Fürst 
spielte auch als Grundbesitzer in Österreich und in der Tschechoslowa- 
kei eine Rolle, weil seine Güter mit dem «Anschluss» Österreichs 1938 
und nach der Besetzung des Sudetenlandes und der Zerschlagung der 
Tschechoslowakei 1938/1939 ins Dritte Reich zu liegen kamen. Ausser- 
dem gehörte die Bank in Liechtenstein seit 1930 dem Fürstenhaus. Inso- 
fern war der Fürst als Landesherr direkt und als bedeutender Wirt- 
schaftsexponent indirekt in die Problematik verwickelt. 
  
26 Siehe Lussy/ Lopez, Liechtensteinische Finanzbeziehungen. 
27 Siche Marxer/Ruch, Liechtensteinische Industriebetriebe. 
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