Cornelia Herrmann
Fragestellungen einer kunstsoziologischen
Forschung im Fürstentum Liechtenstein
Die ausgewählten Biografien Liechtensteiner Künstler vergleichbarer
Zeitstellung ebenso wie die analysierten künstlerischen Wettbewerbe im
Fürstentum Liechtenstein in der ersten Hälfte bis um die Mitte des
20. Jahrhunderts können nur Teil, nur Bausteine eines grossen Ganzen
sein. Eine abschliessende Einschätzung der liechtensteinischen Kunstso-
ziologie ist ohne eine breitere wissenschaftliche Absicherung nicht mög-
lich. Diverse Fragestellungen zu einer empirischen Untersuchung der
Situation der Kunstschaffenden im Fürstentum drängen sich auf, wie
beispielsweise: Welchen sozialen Schichten entstammen die ersten hei-
mischen Kunstschaffenden? Welche wirtschaftlichen und familiären
Grundlagen waren gegeben? Wie sind Zusammenhänge von Talent und
Charakter mit Zeit und Milieu zu bewerten? Welchen Nährboden,
welch geistig-soziales Umfeld brauchen die Kreativen, um im Kleinstaat
und darüber hinaus zu reüssieren? Durch welches Gewebe gesellschaft-
licher Organisationen werden Künstlerleben und -karrieren beeinflusst?
Wohin führen die Wege im Ausland, welche Studienorte werden ge-
wählt? Welche Zweitberufe werden ausgeübt? Welche Bedeutung haben
künstlerische Wettbewerbe? Welche Wechselwirkungen zwischen Gast-
aufenthalten ausländischer Künstler in Liechtenstein und der Gesell-
schaft sind auszumachen? Was lässt eine Gesellschaft zu, wie weit geht
sie mit? Welche Räume braucht die Kunst und welche bekommt sie? Was
hat materieller Wohlstand eines Landes tatsächlich mit Künstlertum zu
tun? Darf aus dem Übergang des Fürstentums Liechtenstein von der
Agrargesellschaft zum Finanzplatz und den daraus resultierenden
Potenzialen auf die wachsende Zahl an Künstlern geschlossen werden?
genden Geländes wurde auf eine Aufstellung des Brunnens verzichtet. Dieser steht
heute auf dem Gelände des Schulzentrums Unterland in Eschen. Siehe Herrmann,
Kunstdenkmiler, Bd. II, S. 245.
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