Kunstsoziologische Forschung im Fürstentum Liechtenstein
im Februar 1930 von Bildhauer Ulrich Langenegger aus St. Gallen bei
der Furstlichen Regierung eingegangen. Interessiert waren weitere
Kunstschaffende wie Carl Schleusing, Lehrer an der Academy of Arts in
Newark (USA), und Professor Anton Grath, akademischer Bildhauer
in Wien. Auch die Bildhauerwerkstitten G. Schleicher in Berlin bekun-
deten ihr Interesse, ohne dass es bis dahin zur Ausschreibung eines Wett-
bewerbs gekommen wäre.® Die aufmerksamen ausländischen Berufs-
kollegen standen schon ante portas, wenn auch vergeblich. Als am
18. Februar 1932 im Liechtensteiner Landtag das Thema eines Denkmals
für Johann II. in Vaduz wieder aufgegriffen wurde, war es zu spät.® In
Schaan hatte man eine eigene Lösung gefunden, ohne Wettbewerb und
mit einem Schaaner Bildhauer. Das von Gottfried Hilti geschaffene
Denkmal, ein Dreiviertelrelief an der Westseite der Pfarrkirche St. Lau-
rentius, wurde am 24, Juli 1932 von Fürst Franz I. enthüllt: Drei kniende
Figuren tragen den Leichnam des Landesfürsten Johann II. auf ihren
Schultern, flankiert von Vertretern der Landwirtschaft, des Handwerks
und der Bildung.”
Am 11. Februar 1954 jährte sich zum 25. Mal der Todestag von
Fürst Johann II. In Vaduz ging man von Regierungsseite das versäumte
Denkmalprojekt ein zweites Mal an.®® 1955 wurden Einladungen zu
einem Wettbewerb an insgesamt neun Künstler aus der Schweiz, unter
ihnen Franz Fischer, der Schöpfer des Rheinberger-Denkmals, aus
Deutschland und Österreich verschickt. Im Inland erging die Einladung
an die beiden Bildhauer Gottfried Hilti in Schaan und Georg Malin in
Mauren. Sowohl Malin als auch Hilti waren in demselben Jahr in die
künstlerische Ausgestaltung des Chorbereichs im Plankner Josefskirch-
65 LI LA, RF 1930/0133, diverse Schreiben der genannten Kiinstler, ohne Einzelnum-
merierung der Dokumente.
66 Landtagsprotokoll vom 18. Februar 1932, Anfrage des Abgeordneten Ospelt,
Vaduz, betreffend die Errichtung eines Denkmals für Fürst Johann II. von Liech-
tenstein. Regierungschef Dr. Josef Hoop orientierte den Landtag über den Stand des
1929 angeregten Projektes. Der Abgeordnete Ferdinand Risch, Schaan, verwies auf
die Absicht der Gemeinde Schaan, dem verstorbenen Landesfürsten ein Denkmal zu
errichten.
67 Siche Herrmann, Kunstdenkmaler, Bd. TI, S. 363-364.
68 LI LA, RF 270/104, Akten betreffend Fiirst Johannes-Denkmalerrichtung,
1954-1968.
361