Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Cornelia Herrmann 
Unterricht, war später in Berlin als selbstständiger Textil- und Buchge- 
stalter, Grafiker und Maler tätig. Lehrtätigkeiten in Magdeburg (1903 bis 
1912) und Köln (1912 bis 1931) sollten folgen. Eine Erfolgsgeschichte 
par excellence. 
Wie liessen sich Niggs Grossstadterfahrungen und das Leben in der 
liechtensteinischen Provinz nach seiner Pensionierung 1931 vereinen? 
Das meist tradierte Bild des älteren Ferdinand Nigg, zu dem vor allem 
der Zeitgenosse Kanonikus Anton Frommelt beigetragen hat, ist das ei- 
nes scheuen, in sich zurückgezogenen Menschen, der kaum das Bedürf- 
nis zeigte, sich in der Heimat zu integrieren. Nigg verbrachte seinen stil- 
len Lebensabend in Vaduz im neuen Haus an der Schlossstrasse bis zu 
seinem Tod 1949. «Er fühlte sich überall verfolgt und hintergangen und 
mochte mit einer so <verkommenen Menschheit» nicht weiter zusammen 
kommen», umreisst 1950 Frommelt die Gestalt des Kiinstlers.*! «Ins 
Dorf herab kam er, um sein Brot und seine Milch einzukaufen, seine 
Postsachen aufzugeben und etwa einen Besuch auf dem Friedhof zu 
machen. Da ging er seines Wegs in seinen Gedanken und sah dabei nichts 
und niemand [...].»* Ein schrulliger Sonderling, andererseits der Künst- 
ler, der Schönes erschafft, so entwarf Frommelt das Bild eines Mannes, 
der so gar nicht in die damalige Gesellschaft zu passen schien. Im Kata- 
log zur Ausstellung «Ferdinand Nigg (1865-1949). Gestickte Moderne» 
im Kunstmuseum Liechtenstein wurde 2015 ein anderes Kunstler-Bild 
bemüht: das eines grossstädtischen, gebildeten Menschen, der das Leben 
sehr wohl kannte.* 
Welche gesellschaftliche Wertschätzung erlangte Nigg zu Lebzei- 
ten in seiner Heimat? Eine öffentliche Ehrung erfuhr Nigg im Fürsten- 
tum Liechtenstein erst posthum. Im Vorwort des Katalogs zur «Ferdi- 
nand Nigg — Gedenkausstellung Balzers» heisst es 1965: «Liechtenstein 
darf stolz sein, einen solchen Künstler hervorgebracht zu haben. Ihn zu 
ehren und zugleich der Vergessenheit zu entreissen, ist Zweck dieser 
Ausstellung.»** 1950 waren aus der Feder von Kanonikus Anton From- 
melt noch anders gewichtete Zeilen geflossen: «Zu den obersten Gipfeln 
  
41 Frommelt, Ferdinand Nigg, S. 55. 
42 Ebenda. 
43 Meyer-Stoll (Hrsg), Ferdinand Nigg. 
44 Gedenkausstellung Ferdinand Nigg (Hrsg.), Erinnerungsschrift. 
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