Volltext: Geschichte erforschen - Geschichte vermitteln

Bürgertum im Bauernland 
Die Einkommen der Pfarrer bezifferte Landesverweser Menzinger 1858 
auf 600 bis 1200 Gulden jährlich, jene der «Hilfsgeistlichen» (Kapläne) 
auf 400 bis 800 Gulden. Damit erhielten die Kleriker «ebenso gute und 
zum Teil sogar grössere Einkommen [...] als die fürstlichen Beamten»! 
— zumindest bis zur 1864 eingeleiteten Ablösung der Zehntrechte, wel- 
che zu einem Rückgang der Pfarreinkommen führte. 
Die jährliche Lehrerbesoldung betrug gemäss Schulgesetz von 1827 
150 bis 200 Gulden, effektiv ausbezahlt wurden aber oft nur 50 bis 150 
Gulden, womit die Lehrer im Bereich der «minderen Diener» lagen: 
«Die soziale Lage der Lehrer», stellte Paul Vogt fest, «war in der ersten 
Hälfte des 19. Jahrhunderts eindeutig schlechter als diejenige des Amts- 
schreibers oder Kanzlisten beim Oberamt». 1859 stiegen die Gehälter 
auf minimal 200 bis 300 Gulden.'*? 
Zur Einkommenssituation der übrigen bürgerlichen Gruppen, ins- 
besondere der Fabrikanten und der Gewerbetreibenden, finden sich lei- 
der keine Angaben. Auch für die Bauern bestehen keine vergleichbaren 
Zahlen.!® Bekannt sind die Löhne der Fabrikarbeiter, allerdings erst aus 
späteren Jahren, was einen direkten Vergleich mit den genannten Beam- 
tenlöhnen des Jahres 1848 verunmöglicht:!* 1861 bewegten sich die Jah- 
reslöhne der Weber zwischen 96 und 312 Gulden, jene der Spuler betru- 
gen nur 84 bis 96 Gulden. Diese Löhne lagen um ein Mehrfaches tiefer 
als die Klerikerlöhne des Jahres 1858, aber auch unter den Lehrerlöhnen. 
Der Oberaufseher der Mechanischen Weberei Vaduz bezog um 1880 ein 
Jahresgehalt von 1200 Gulden, was ihn markant von seinen Untergebe- 
nen abhob. Orientierte sich das leitende Fabrikpersonal einkommens- 
mässig eher am Bereich der bürgerlichen Beamtenschaft, machten die 
Löhne der gewöhnlichen Arbeiter die soziale Distanz zur bürgerlichen 
Beamten- und Klerikerschicht deutlich. 
  
141  Ebenda, S. 117 und die Tabelle auf S. 116. 
142 Ebenda, S. 110. Siehe auch ebenda, S. 108 (Tabelle der effektiven Lehrergehilter 1834). 
143 Steigende Wein-, Vieh-, Obst- und Kartoffelpreise lassen trotz stagnierender Ge- 
treidepreise eine positive Einkommensentwicklung vermuten (siche Ospelt, Wirt- 
schaftsgeschichte, S. 211-214). Einen Vergleich zulassende absolute Einkommens- 
werte liegen aber nicht vor. 
144 Die folgenden Zahlen aus Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 279-280. 
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