Bürgertum im Bauernland
Beispiele sind Dr. iur. utr. Johann Franz Bauer aus Hechingen, der ab
1699 liechtensteinischer Landvogt der Herrschaft Schellenberg war und
im repräsentativen Palais Liechtenstein in Feldkirch residierte,” sowie
der aus Balzers stammende Triesner Pfarrer Valentin Kriss (1630-1692),
der in Freiburg i. Br. und in Dillingen Theologie studiert hatte und über
eine Studienbibliothek mit tiber 200 theologischen und humanistischen
Werken verfügte.”
Beamte
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts umfasste das liechtensteini-
sche Verwaltungspersonal nur sieben Personen:** Dem Landvogt, dem
Rentmeister und dem Amtsschreiber standen vier nebenamtliche Hilfs-
krifte zur Seite. Die 1808 eingeleiteten Verwaltungsreformen fithrten zu
einem ersten, bescheidenen Ausbau, sodass 1850 fünf voll- und fünf teil-
zeitlich angestellte Beamte vorhanden waren. Die Einnahmen aus dem
1852 mit Österreich geschlossenen Zollvertrag ermöglichten eine wei-
tere Aufstockung des Verwaltungspersonals,* das sich 1860 auf 18 Per-
sonen belief, 1880 noch auf 15 und 1910 wieder auf 18.
Wesentliche Etappen des Verwaltungsausbaus®® waren die Anstel-
lung eines «Landesphysikus» (Amtsarztes) 1809, eines Schulinspektors
1822, eines Grundbuchfiithrers 1829,° eines Waldbereiters 1837, eines
Landestierarztes 1838, zusitzlicher Kanzlisten und Schreiber 1854, 1855
32 Siehe Karl Heinz Burmeister, «Bauer [Paur], Johann Franz», in: HLFL, S. 72.
33 Siehe zu ihm Ursula Neumayr, «Kriss, Valentin», in: HLFL, S. 459. Zu seiner Bi-
bliothek siehe Biichel, Biicher-Verzeichnis; Barbara Vogt, «Bibliotheken», in:
HLFL, S. 95-9.
34 Die folgenden Zahlen aus Paul Vogt, «Landesverwaltung», in: HLFL, S. 477-480
(Tabelle S. 478). Zur Geschichte der liechtensteinischen Beamten im 19. Jahrhundert
siehe Vogt, Verwaltungsreformen; Barth-Scalmani, Beamtenschaft.
35 Siehe Vogt, Verwaltungsreformen, S. 66.
36 Siehe dazu ebenda, besonders S. 59, 62-82; Geiger, Geschichte, S. 217-219; Paul
Vogt, «Landesverwaltung», in: HLFL, S. 477-480; Paul Vogt, «Oberamt», in:
HLFL, S. 661-662.
37 Siche Friedrich Besl, «Gesundheitswesen», in: HLFL, S. 292-295, hier S. 292.
38 Das 1809 geschaffene Grundbuch war zunächst vom Gerichtsaktuar beziehungs-
weise Amtsschreiber, dann vom Rentschreiber geführt worden (siehe Vogt, Verwal-
tungsreformen, S. 59, 63-65).
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