Martina Sochin D’Elia und Fabian Frommelt
keitsschutz. Das Liechtensteiner Namenbuch und die Ruf- und Sipp-
schaftsnamen: ein Fallbeispiel» dargestellte Auseinandersetzung um die
Publikation oder Nicht-Publikation wissenschaftlicher Forschungser-
gebnisse fiel allerdings in die Zeit nach Rupert Quaderers Präsidium.
Hans Stricker schildert aus seiner persönlichen Erfahrung den schwieri-
gen Prozess, in dem verschiedene Akteure zwei legitime, zentrale Anlie-
gen einer offenen Gesellschaft — Wissenschaftsfreiheit und Persönlich-
keitsschutz — gegeneinander abwägen und Lösungen suchen mussten.
«Historikerkommissionen oder das Bemühen um die gültige Erin-
nerung>» sind Gegenstand vertiefter Betrachtungen des ehemaligen Lan-
desarchivars Paul Vogt, der über mehrere Jahre Vorsitzender des Wis-
senschaftlichen Rats des Liechtenstein-Instituts war. Eingebettet in
einen Vergleich mit den Wahrheitskommissionen in Südamerika und
Südafrika und besonders mit den Historikerkommissionen in Deutsch-
land, der Schweiz und Österreich analysiert Paul Vogt die Rahmenbe-
dingungen, Arbeitsweisen und Ergebnisse der beiden von Peter Geiger
geleiteten liechtensteinischen Historikerkommissionen, die sich mit Fra-
gen des Zweiten Weltkriegs respektive mit den liechtensteinisch-tsche-
chischen Beziehungen befassten. Dabei kommt er zum Schluss, dass
beide Kommissionen wichtige neue Resultate erbracht haben, aber nicht
eine «endgültige, unumstössliche Wahrheit» von ihnen erwartet werden
dürfe. Die Einsetzung und Beauftragung der Kommissionen durch Re-
gierungen berge auch die Gefahr der Instrumentalisierung für politische
Zwecke.
Geschichtswissenschaft und Geschichtsvermittlung
Nebst der Geschichtswissenschaft war auch die Geschichtsvermittlung
sowohl für Peter Geiger als auch für Rupert Quaderer stets eine Her-
zensangelegenheit: Ihr widmeten sie sich als Lehrer, durch ehrenamtli-
ches Engagement in Geschichtsvereinen, als Stiftungsrat oder als Aus-
stellungskurator im musealen Bereich, durch Angebote in der Erwach-
senenbildung und durch zahllose Vorträge. Die Geschichtsvermittlung
sowie die Besonderheiten der liechtensteinischen Geschichtswissen-
schaft bilden den Rahmen der vier Beiträge dieses letzten Kapitels.
Rupert Quaderers ehemaliger Lehrerkollege Helmut Konrad
befasst sich in seinem Beitrag «Liechtensteinische Geschichte an liech-
28