Militärdienstleistende aus Unterschicht-Familien
Die Aussicht, auf der Basis des erhaltenen Taufscheins eine Heiratsbewil-
ligung zu erhalten und eine Familie zu gründen, machte er sich wohl selbst
zunichte mit dem tätlichen Angriff auf seinen Paten Andreas Ott. Bei Vet-
ters Einvernahme am 3. Februar 1797 in Vaduz bereute er die begangene
Tat nach eigenen Aussagen sehr. Er bat um eine milde Bestrafung.‘
Das Oberamt, zugleich Landgericht, fällte ein Urteil, das jedoch
nicht öffentlich gemacht wurde. Demzufolge sollte Andreas Vetter zur
Strafe an das kaiserlich-königliche österreichische Militär übergeben
werden.!* Dieses Urteil war schon zuvor angedacht worden, hatte doch
das Oberamt in Vaduz bereits am 2. Februar 1797 die Stadt Feldkirch
gebeten, ob diese, «da dermal kein Militair im Lande [Liechtenstein] ist,
gefällig wäre, diesen Menschen morgen Vormittags durch ein Escorte
hier abholen zu lassen; um denselben in Verwahr zu nehmen und ihn
gelegenheitlich dem Militair zu übergeben».
Die Feldkircher Behörden antworteten am nächsten Tag, aus be-
kannten Gründen — es herrschte Krieg gegen Napoleon — sei sämtliches
Militär aus Vorarlberg abgezogen und nach Ttalien gebracht worden.
Deshalb bleibe nur die Möglichkeit, diesen Mann zum nächstgelegenen
Militärkommando nach Innsbruck zu bringen. Die Stadt Feldkirch
könne ihn aus Kostengründen nicht übernehmen, auch nicht für eine
begrenzte Zeit.”
Mit einem Schreiben an Oberst Anton Graf von Salis in Zizers sowie
einem zusätzlichen Schreiben an die Behörden der Stadt Bludenz bemühte
sich das Oberamt weiter um die Platzierung von Andreas Vetter im Mili-
tär, jedoch ohne Erfolg. Die liechtensteinischen Behörden boten jeweils
an, Andreas Vetter zur Übergabe an die Grenze zu transportieren. '®
13 Ebenda.
14 LI LA, RA 24/01/032-042, Actum Liechtenstein, 3. Februar 1797, unterzeichnet
von Landschreiber Johann Joseph Goldner.
15 LI LA, RA 24/01/032-042, Schreiben des Oberamtes Vaduz an den Magistrat der
Stadt Feldkirch, 2. Februar 1797.
16 Im Ersten Koalitionskrieg eroberten die Franzosen am 3. Februar 1797 nach langer
Belagerung die Stadt Mantua, die letzte Bastion der Osterreicher in Italien.
17 LILA, RA 24/01/032-042, Biirgermeister und Rite von Feldkirch an das Oberamt
in Vaduz, 3. Februar 1797.
18 LI LA, RA 24/01/032-042, entsprechende Schreiben nach Zizers (5. Februar 1797,
beantwortet am Folgetag) sowie nach Bludenz (6. Februar 1797, beantwortet eben-
falls am Folgetag).
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