Einleitung
schungsinteressen der Geehrten. Die ersten drei Kapitel befassen sich
mit historischen Fragestellungen zum 19. und 20. Jahrhundert: mit The-
men der innenpolitischen Entwicklung, der Geschichte der Aussenbe-
ziehungen und der Sozialgeschichte. Die Beiträge des vierten Kapitels
behandeln ausgewählte Aspekte des Verhältnisses von Geschichte und
Politik, während sich das fünfte Kapitel der Geschichtswissenschaft als
Disziplin und der Geschichtsvermittlung widmet.
Innenpolitische Aspekte
Die politische Geschichte Liechtensteins bildet in den Forschungen
Rupert Quaderers und Peter Geigers einen wesentlichen Schwerpunkt.
Die Beziehung von Staat und Gesellschaft, die Entwicklung der Verfas-
sung und der Volksrechte, die Kräfte der inneren Neugestaltung und des
Beharrens, das Verhältnis zwischen dem Fürstenhaus und der Bevölke-
rung, der Einfluss der katholische Kirche, die Beziehungen zu anderen
Staaten — zu solchen Fragen erarbeiteten beide Jubilare grundlegende
Erkenntnisse. In diesem Themenbereich sind die ersten fünf Beiträge des
vorliegenden Bandes angesiedelt.
Alois Ospelt begleitete die Forschungen beider Jubilare in seiner
Funktion als Landesarchivar eng. Sein Aufsatz «Der Wandel von Eigen-
tum am Boden vom 17. bis 19. Jahrhundert am Beispiel der Vaduzer Au»
ist dem Rahmenthema «Innenpolitik» in einem weitgefassten, grundle-
genden Sinn zuzuordnen. Am konkreten Beispiel wird minutiös der
jahrhundertelange Prozess nachgezeichnet, durch welchen das im Mit-
telalter entstandene Herreneigentum an grundsätzlich allen Landres-
sourcen — auch die Allmenden und die Lehengüter unterstanden dem
grundherrlichen Obereigentum — zu einem grossen Teil ins freie, private
Volleigentum der bäuerlichen Nutzinhaber überging. Dieser Vorgang ist
auch für die heutigen Besitz- und Produktionsverhältnisse fundamental.
Dabei war das Ringen zwischen Untertanen und Herrschaft um die Ver-
fügungsgewalt über Grund und Boden als die zentralste vormoderne
Ressource bisweilen von heftigen Konflikten begleitet.
Arthur Brunhart verbindet mit Peter Geiger und Rupert Quaderer
unter anderem das gemeinsame Forschungsinteresse an Peter Kaiser und
Wilhelm Beck sowie an der von diesen geprägten Verfassungsentwick-
lung im Dreischritt von 1848 über 1862 zu 1921. Unter dem Titel «Peter
21