Einleitung
unerforschte Thema «Liechtenstein in den Dreissigerjahren und in der
Zeit des Zweiten Weltkriegs» vor. Als schweizerischer Staatsangehöriger
hatte er die notwendige Distanz zu diesem in seiner Behandlung und
Aufarbeitung nicht einfachen Untersuchungsgegenstand. Weder ver-
wandtschaftliche Beziehungen noch anderweitige Verpflichtungen er-
schwerten ihm die wissenschaftliche Objektivität, was seine Glaubwür-
digkeit in der Öffentlichkeit stärkte. Dieses Forschungsprojekt, für das
er von der Kantonsschule St. Gallen für einige Jahre freigestellt wurde,
entwickelte sich immer mehr zu einem zentralen Teil seines Lebens-
werks. Es mündete in die mehrbändigen Publikationen «Krisenzeit»
(1997) und «Kriegszeit» (2010).
Mit «Krisenzeit» habilitierte sich Peter Geiger 1999 an der Univer-
sität Freiburg i. Ue., wo er fortan einen regen Austausch mit dem Lehr-
stuhl für Zeitgeschichte pflegte und auch als Privatdozent tätig war. Die
Universitit Freiburg i. Ue. war aufgrund ihrer katholischen Ausrichtung
schon seit Jahrzehnten ein Anziehungspunkt für Liechtensteiner Studie-
rende gewesen. Eine Vertiefung der Beziehungen ergab sich in den 1990er-
Jahren nicht nur durch Peter Geiger, sondern auch durch Prof. Urs
Altermatt. Dieser führte gemeinsam mit Arthur Brunhart, dem Projekt-
leiter des Historischen Lexikons des Fürstentums Liechtenstein, ein
Liechtenstein-Seminar durch, aus welchem eine ganze Reihe an Lizenti-
ats- und Doktorarbeiten resultierte.
Neben einer regen Publikations- und Vortragstätigkeit brachte und
bringt Peter Geiger seine pädagogische und wissenschaftliche Kompe-
tenz immer wieder in beratender Funktion ein, etwa als Mitglied des
Organisationskomitees «300 Jahre Liechtensteiner Unterland 1999»
oder in Expertenkommissionen zu verschiedenen Publikationen wie un-
ter anderem dem liechtensteinischen Geschichtslehrmittel «Wege in die
Gegenwart». Seinem Interesse an Bildung und Weiterbildung entsprach
seine Beteiligung an der Gründung des Senioren-Kollegs Liechtenstein
1999, in dessen Programmkommission er seither den Vorsitz führt.
Nach der Jahrtausendwende wurde Peter Geiger nochmals mit
zwei grossen Aufträgen betraut: Aufgrund seiner Expertise für die Zeit
der 1930er- und 1940er-Jahre übertrug ihm die liechtensteinische Regie-
rung 2001 die Leitung der Unabhängigen Historikerkommission Liech-
tenstein Zweiter Weltkrieg, welche bis 2005 das Verhalten Liechtensteins
im Zweiten Weltkrieg im Detail untersuchte. Für die Qualität seiner
Arbeit als Kommissionspräsident spricht, dass er im Jahr 2010 ein zwei-
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