Wilfried Marxer
ren, während ausländische Frauen bei einer Heirat mit einem Liechten-
steiner sofort das liechtensteinische Bürgerrecht erhielten und somit
stimmberechtigt geworden wären.”
Es dauerte noch etliche Jahre, bis entsprechende gesetzliche Anpas-
sungen realisiert wurden, um diese Hindernisse auf dem Weg zur Ein-
führung des Frauenstimmrechts zu beseitigen. Einer Gruppe engagierter
Frauen, die sich in der «Aktion Dornröschen» organisierten, dauerte
dies etwas gar lange, sodass sie im September 1983 eine Reise zum Euro-
parat nach Strassburg unternahmen, um auf ein uneingelöstes Verspre-
chen hinzuweisen: 1978 war Liechtenstein als Mitglied in den Europarat
aufgenommen worden und hatte in Aussicht gestellt, den vom Europa-
rat geäusserten Vorbehalt betreffend das fehlende Frauenstimmrecht
möglichst zügig zu beseitigen.“ Die Wirkung der Reise nach Strassburg
war allerdings umstritten. Während vonseiten der Regierungsparteien
moniert wurde, dass die Strassburgfahrt das innenpolitische Klima
belaste und eine Trotzreaktion bei den Männern auslösen könne, waren
die beteiligten Frauen überzeugt, dass dies den Stein endlich ins Rollen
bringen würde.“ Jedenfalls stimmte der Landtag 1984 erneut der Ein-
führung des Frauenstimmrechts zu und unterbreitete seinen Beschluss
wiederum einer Volksabstimmung. Mit 51,3 Prozent Zustimmung“ am
29. Juni/1. Juli 1984 wurde die Hürde diesmal erfolgreich genommen,
wenngleich nur knapp.
Sperrklausel und Mandatszahl
in den 1970er-Jahren
Anfang der 1970er-Jahre wurde die Abänderung des Wahlrechts erneut
diskutiert. Zur Debatte standen der Wechsel vom Listenproporz auf das
System des Kandidatenproporzes, die Einführung einer gesetzlichen
Sperrklausel von 8 Prozent und wieder einmal die Erhöhung der Man-
39 Siehe Sochin, Emigration durch Staatsbeschluss.
40 Marxer, Einführung des Frauenstimmrechts, S. 197-199; Marxer, 20 Jahre Frauen-
stimmrecht, S. 9.
41 Zeitzeugen berichten darüber bei Banzer/ Quaderer / Sommer, Demokratische Mo-
mente.
42 Vogt, 125 Jahre Landtag, S. 251; Amu fiir Statistik, T_10.2.01.
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