Volltext: Was will Liechtenstein sein?

Zweiten Weltkrieg. Ich denke an das soziale und humanitäre Lebens- werk der verstorbenen Fürstin, an die Ersthilfe beim Ungarnaufstand 1956. Ich denke an den LED und die konkrete Tätigkeit vieler Liechten- steiner in anderen Ländern. Liechtenstein hat mit Costa Rica einen Ver- trag zur Unterstützung der Ausbildung geschlossen. Oft schon habe ich mich gewundert, warum Amnesty International in Liechtenstein nicht Fuss fassen konnte. Die Sorge für ganz bestimmte Menschen in Not in ganz bestimmten Ländern, das müsste uns liegen. Humanität und Klein- heit, Einstehen für die Schwachen, das geht wirklich gut zusammen. Und wenn viele unter uns Probleme mit dem Überfluss haben: Lassen wir andere an unserem Reichtum teilhaben. Kommunikation entsteht an den Grenzen. Wer im Grenzland wohnt und nicht Angst hat, will die Grenze überschreiten, sucht den Kontakt mit dem Drüben. Wir sind ein Staat, ohne eine Nation zu sein. Das ist, nach Dolf Sternberger, nichts Unmodernes. Wichtig ist, dass wir eine gemeinsame Verfassung haben, zu der wir stehen. Ein kleiner Staat kann besonders geeignet sein, den Zielen des Friedens, der Humanität und der Achtung des Rechtes zu dienen. Regierungschef Brunhart sprach dies sehr schön aus am Empfang, den die Regierung neulich in New York nach der Auf- nahme in die UNO gab. Nachdem der Regierungschef von der Solidari- tät gesprochen hatte, führte er weiter aus: «Die Förderung und Sicherung des internationalen Friedens, die Verstärkung der Zusammenarbeit unter allen Völkern, die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, welche die Hauptziele der UNO-Charta bilden, sind politische Zielsetzungen, welche gerade ei- nem kleinen Staatswesen wie dem Fürstentum Liechtenstein in höchs- tem Masse entsprechen. [...] Die Mitgliedschaft Liechtensteins bei den Vereinten Nationen ist somit mehr als eine folgerichtige Konsequenz der Eigenstaatlichkeit. Sie ist auch ein Programm für die Zukunft.» Humanität, Friede, Menschenrechte, das ist wirklich ein modernes Programm in unserer Welt. Doch die Wahrheit ist konkret. Man muss sie an den Taten greifen können. Staaten sind eitel. Die Schweiz muss nicht unbedingt jeden Tag er- fahren, dass wir nach dem UNO-Beitritt weiter sind als sie. Liechten- stein ist ein Land, das auf Wohlwollen angewiesen ist und anderen viel zu danken hat. Dank schafft Bande, schafft neues Wohlwollen und Freunde. Unser Land hat die Stärke der Schwäche. Menschen, die auf 134Texte 
aus dem Nachlass von Gerard Batliner
	        

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