Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Parteien und Parteiensystem Nachkriegszeit Nach dem Krieg war das Parteienspektrum wieder auf zwei Parteien, die FBP und die VU, zusammengeschmolzen. Der heftige Parteienstreit, der die 20er und 30er Jahre geprägt hatte, war zwar nicht ganz beigelegt. Es war aber doch nach den Anfangswirren seit der Gründung der Parteien und der neuen Verfassung von 1921 zu einer gewissen Beruhigung gekommen. Die VU hatte durch den Sparkassaskandal ihre Macht und durch die Fusion mit dem Heimatdienst ihre ideologische Stossrichtung verloren und musste froh sein, dank dem Verhältniswahlrecht und der Koalitionsregierung nicht ganz aus dem Rennen geworfen worden zu sein. Die FBP dominierte in der Nachkriegszeit noch lange Zeit das poli­ tische Geschehen, vor allem dank ihrer unangefochtenen Stellung im Unterland, sodass sie regelmässig die Mehrheit im Landtag erreichte und den Regierungschef stellen konnte. Beide Parteien orientierten sich nun auf die politische Mitte und schlugen einen Volksparteienkurs ein. Die Zwistigkeiten zwischen den Parteien entbrannten künftig weniger an Grundsätzen, sondern an Sachfragen, wobei sich ein System der Ko- Opposition herausbildete, in welchem die Parteien jeweils die Regie­ rungsressorts der Gegenpartei besonders kritisch beurteilten. Josef Hoop trat als Regierungschef nach gewonnener Wahl im Jahr 1945 von seinem Amt zurück und übergab die politische Verantwortung an seinen Nachfolger Alexander Frick, der als Regierungschef von 1945 bis 1962 amtete.l98In die Regierungszeit von Alexander Frick fiel ein ra­ santer wirtschaftlicher Aufschwung Liechtensteins und der Aufbau eines Sozialstaates. Neu auftauchende Parteien wie die Partei der «Unselbstän­ dig Erwerbenden und Kleinbauern» bei den ersten Wahlen 1953 oder die «Christlich-Soziale Partei», die sich an den Wahlen von 1962 bis 1974 be­ teiligte, konnten kein Mandat erringen. Die FBP und die VU, die sich har­ te Duelle lieferten, waren weiterhin die beiden einzigen Landtagsparteien. 198 Am 20. Juli 1945 gab Josef Hoop seinen Rücktritt als Regierungschef vor dem Landtag bekannt. Grund waren wohl Spannungen zwischen dem Landesfürsten und dem Regierungschef, die in einen Vertrauensverlust mündeten (Geiger 1995b: 62). In der Presse wurde über die Gründe wild spekuliert (Liechtensteiner Volksblatt vom 9. Juni 1945, 12. Juli 1945, 21. Juli 1945 und 31. Juli 1945), ohne das Publikum jemals über die genauen Hintergründe zu informieren. Ein Zerwürfnis zwischen der FBP und dem Landesfürsten passte natürlich überhaupt nicht zum Image der FBP. Selbst 20 Jahre später war diese Angelegenheit noch brisant genug, um eine Polemik zwischen der FBP und der neu entstandenen CSP zu entfachen (Der Liechtensteiner vom 30. Juli 1965 und 27. August 1965; Liechtensteiner Volksblatt vom 2. September 1965). 83
	        

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