Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Marketing der Parteien chende Forschungsanlagen etwa auch in Österreich, der Schweiz oder Deutschland.5*4 Der Stil der politischen Auseinandersetzung hat sich im Verlaufe der Jahrzehnte massgeblich verändert. Persönliche Anfeindungen und Schläge «unter die Gürtellinie» sind nach Meinung der befragten Elite tendenziell zurückgegangen. Ursache dafür ist wahrscheinlich ein gene­ reller Wertewandel in der Gesellschaft. Der Umgang der Menschen ist sozusagen «zivilisierter» geworden."5 Dieser Wandel hat sich auf der Seite der Wählerschaft ebenso vollzogen wie auf der Seite der Politiker. Die Bereitschaft, mit harten Bandagen zu kämpfen, zu beschimpfen und zu beleidigen, ist daher rückläufig. Aber nicht nur der Stil des Auftretens nach aussen, sondern auch der Wahrheitsanspruch der Parteien hat nachgelassen. Wenn man heute mit Vertreterinnen und Vertretern der Parteien spricht, so macht sich eine Offenheit gegenüber den anderen Parteien bemerkbar, die früher kaum anzutreffen war.536 Es wäre jedoch Stoff für eine separate Studie, den nigten Staaten von Amerika untersucht. Datengrundlage bilden repräsentative Bevölke­ rungsumfragen und Inhaltsanalysen von Massenmedien. Untersucht werden die Pro­ zesse der Informations- und Interessenvermittlung und ihr Einfluss auf die politische Meinungsbildung und das Wahlverhalten. Vgl. Ergebnisse zum deutschen Teil bei Pfetsch 1994; 
Pfetsch u.a. 1994; verschiedene Beiträge in 
Klingemann/Kaase 1994. 5M In Österreich etwa durch die Untersuchungen von 
Plasser u. a. 1995a manifestiert. In der Schweiz wurde mit «seiects 1995» die Wahlforschung neu lanciert und werden aus Anlass der Eidgenössischen Wahlen 1999 speziell auch Fragestellungen der Wahlwerbung wis­ senschaftlich untersucht. Für Deutschland ist die Studie «Wahlabstinenz, Wäh­ lerabwanderungen und politische Issues» als Kooperaüonsprojekt des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung und des Instituts für empirische Kommu­ nikationsforschung, beide an der Freien Universität Berlin, zu erwähnen. Datenbasis sind zum einen werktäglich über das gesamte Jahr 1994 erhobene repräsentative Telefonum­ fragen und zum anderen eine parallele quantifizierende Inhaltsanalyse der Medieninhalte. Auf der Basis dieser Daten werden im Längsschnitt Meinungsbildungs- und Mobilisie­ rungsprozesse im Wahlkampf und ihr Einfluss auf das Wahlverhallen untersucht. 555 Dies zeigt sich unter anderem auch daran, dass die früher üblichen Schlägereien in den Bierzelten bei Volksfesten der Vergangenheit angehören und durch neue Formen der Gewalt abgelöst worden sind, wie beispielsweise dem Vandalismus (mündlicher Hinweis des ehemaligen Chefs der Verkehrspolizei, Herben Meier). 5Ä Bezeichnend hierfür ist etwa der öffentliche Aufruf des Ruggeller Vorsieherkandidaten Jakob Büchel im Vorfeld der Gemeinderats- und Vorsieherwahlen vom Februar 1999, sich alle Parteien anzuschauen und erst dann zu entscheiden, welche Wahl man treffen will. Er schreibt unter anderem: «...Ich wusste damals schon, dass man das war, was die Familie war, und das, was die Leute von einem dachten. Politisch neutral konnte man nur noch werden, wenn man sich möglichst lange raushielt. Ihr seid unsere Gestalter von morgen. Darum schlage ich euch vor, hinzugehen und zuzuhören, und zwar zu beiden oder eben zu allen dreien. Ihr aliein könnt dieses Parteien-Tabu brechen.» (Jakob Büchel im Liechtensteiner Vaterland vom 9. Dezember 1998: S. 9). 335
	        

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