Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Volatilität: Wie stabil ist das Wahlverhalten? der vor jeder Wahl offen an die Entscheidung herantritt - und somit ein latenter Wechselwähler ist - auch als Wechselwähler zu verstehen?506 Eine weitere Differenzierungsstufe ergibt sich, wenn das Stimmen­ splitting miteinbezogen wird. Ab welchem Anteil an «verschenkten» Stimmen muss jemand als Wechselwählerln betrachtet werden? Eine Antwort ergibt sich notgedrungen aus der Verfügbarkeit von Daten. Bei Individualdatenanalysen ist der Wechsel von einer Wahl zur nächsten - in Umfragen mit einer Erinnerungsfrage erhoben - der Be­ stimmungsfaktor des Wechselwahlverhaltens. Eine entsprechende Frage wurde auch in der liechtensteinischen Nachwahlbefragung gestellt. Damit handelt man sich aber zwei weitere Probleme ein. Einerseits ber­ gen Erinnerungsfragen einen hohen Anteil an Antwortfehlern.507 Andererseits werden durch den Vergleich zwei unmittelbar aufeinander­ folgender Wahlen diejenigen Wechselwählerinnen nicht erfasst, die bei den letzten Wahlen nicht gewählt, vorher aber eine andere Partei gewählt haben. Dieses Manko lässt sich kaum ausschliessen, dürfte aber wegen der hohen Wahlbeteiligung in Liechtenstein nicht gravierend sein. 5.9.2 Datenbasis: Aggregatdaten und Individualdaten Da in Liechtenstein keine Individualdaten aus früheren Wahlgängen vorliegen, müssen für eine Längsschnittanalyse Aggregatdaten analysiert werden. Darin sind die individuellen Merkmale der Wählerinnen selbst­ verständlich nicht erkennbar. Aus der detailgenauen Erfassung von ver­ änderten und unveränderten Listen, von Stimmengewinnen und Ver­ lusten und der Herkunft und Richtung der gewonnen oder verlorenen » Zelle 1994; 
Zelle 1995: 97 f. Juhasz hat anhand von Paneluntersuchuogen nachgewiesen, dass Ruckerinnerungsfra­ gen über das Wahlverhahen bei den letzten Wahlen stark von aktuellen Parteienpräfe­ renzen geprägt sind. Im Durchschnitt der deutschen Wahlstudien der Jahre 1983, 1987 und 1990 lag der Anteil der nicht übereinstimmenden Rückerinnerungen bei 20% (Juhasz 1993: 30 ff.). Ältere und schlechter Gebildete wiesen dabei eher konsistente Antwortmuster auf (36 ff.). Man geht aber davon aus, dass die Messfehler nicht mit der Zeit und nicht mit den betrachteten Sozialstrukturvariablen korrelieren, d.h. konstant sind. Wegen der Übersichtlichkeit des Parteiensystems, fehlender Parteilager, den star­ ken traditionellen Parteibindungen und der starken Präsenz der Politik in der Partei­ presse darf man damit rechnen, dass die Erinnemngsquote in Liechtenstein deutlich höher liegt. 301
	        

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