Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Empirische Analysen \ sie kann unter entsprechenden Umständen leicht in tatsächliche Protest­ wahl, die Wahl einer systemoppositionellen Randpartei, umschlagen.»406 Klingemann/Lass sehen dagegen weder die Krisen- noch die Norma­ litätshypothese bestätigt.407 Aufgrund von Umfragen stellt sich heraus, dass ein wachsender Teil der Bürgerinnen - insbesondere auch der NichtWählerinnen - mit dem Funktionieren des politischen Systems zu­ frieden ist. Nichtwähler weisen eine durchschnittliche Systemzufrieden­ heit auf und tendieren in ihrer politischen Präferenz vor allem zur (damals) grössten Oppositionspartei, der SPD. Wenn das Nichtwählen und die teilweise Unzufriedenheit mit dem politischen System auch als Krisensymptom angesehen werden können, so sind die Bedingungen für eine tatsächliche Krise des Systems noch lange nicht erreicht. Nichtwäh­ len kann in einer Demokratie als legitime Verhaltensalternative angese­ hen werden. Umgekehrt möchten die Autoren aber angesichts einer wachsenden Zahl von Nichtwählern und des doch noch vorhandenen beträchtlichen Anteils an Unzufriedenen auch nicht von einer Normali­ tät sprechen. Dies scheint nun aber doch eine Frage der Definition von «Normalität» zu sein. In Liechtenstein ist die Wahlbeteiligung immer noch sehr hoch, obwohl sie im Verlaufe der letzten vier Wahlgänge von rund 95 auf rund 85 Prozent gesunken ist. Wenn eine tiefe Wahlbeteiligung kein automati­ sches Indiz für Systemunzufriedenheit ist, sollten wir uns auch hüten, eine hohe Wahlbeteiligung automatisch als Systemzufriedenheit zu deu­ ten. Es wird daher interessant sein, die Systemzufriedenheit bei den Wäh­ lerinnen und den Wahlabstinenten zu vergleichen und zu sehen, inwie­ weit das politische System vom Elektorat legitimiert wird. Bevor wir uns aber dieser Frage zuwenden, wollen wir klären, welche Merkmalsdiffe­ renzen zwischen den Wählerinnen und den Wahlabstinenten nachweis­ bar sind. 406 Falter/Schumann 1994: 21 Of. 407 Als Bedingung für die Krise formulieren sie, dass systemkritische Einstellungen der Be­ völkerung (Mikroebene) und systemkritische politische Parteien zusammen und posi­ tiv aufeinander bezogen auftreten müssen. (Klingemann u.a. 1995: 46) 184
	        

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