Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Stand der Forschung in Liechtenstein Beteiligungspotential, zumal die Bedeutung von Wahlen in Konkor­ danzsystemen als vergleichsweise gering einzuschätzen ist und ein dra­ matischer Wandel nur höchst selten stattfindet. Man könnte auch von struktureller Ereigriislosigkeit sprechen, wenngleich die Ergebnisse von Wahlen für die Verteilung der Ämter und Zuteilung der Posten nach wie vor entscheidend sind.»12 Meines Erachtens ist diese Aussage von 
Waschkuhn korrekturbedürf­ tig. Einerseits kann' der Aussage der «Entpolitisierung breiter Bevölke­ rungsschichten» für die Verhältnisse in Liechtenstein nicht ohne weite­ res zugestimmt werden. Nicht nur der hohe Partizipationsgrad bei Wahlen und Abstimmungen, sondern auch die direktdemokratischen Volksrechte weisen eher auf das Gegenteil hin. Andererseits haben gera­ de die Landtagswahlen vom 2. Februar 1997 und der nachfolgende Aus­ tritt der FBPL aus der Regierungskoalition eine Korrektur des konkor­ danzdemokratischen Entscheidungsprozesses in Liechtenstein und eine Öffnung zu mehr konkurrenzdemokratischen Verhältnissen gebracht. An anderer Stelle äussert sich 
Waschkuhn zu weiteren Aspekten des Wahlverhaltes, wenn er schreibt: «Allgemein ist die Wahlbeteiligung in Liechtenstein relativ hoch (über oder um die neunzig Prozent), wenn­ gleich mit leicht sinkender Tendenz. Die Parteipräferenz ist mit der Aus­ wahl der Wahlliste (Stimmzettel) gegeben, wobei die Parteibindungen in Liechtenstein noch wesentlich familial tradiert sind, was die Affinität zu den beiden grossen Volksparteien betrifft. Demgegenüber kann die ÜLL auf das Potential der Unzufriedenen zurückgreifen, während die Freie Liste aufgrund ihres eigenen programmatischen Profils schon so etwas wie eine Stammwählerschaft aufweist, was ihr Einzug in den Landtag 1993 bestätigte. Die Parteiidentifikation hinsichtlich der beiden im Landtag vertretenen grösseren Parteien ist nach wie vor hoch, von hier­ her erfolgt überwiegend auch die Interpretation der Streitthemen, d.h. die Problemorientierung ist ebenfalls parteibezogen. Die Kandidaten­ auswahl ist stark männerorientiert, Frauen haben bis heute arg vermin­ derte Wahlchancen. Jüngere und unverbrauchte Kandidaten haben seit der Mandatszahlerhöhung verbesserte Chancen, einen Sitz im Parlament zu erreichen. Das Wählerverhalten ist ansonsten ziemlich stabil, grösse­ re Veränderungen und Wählerumschwünge finden nicht oder selten 12 'Waschkuhn 1990b: 39 f. 17
	        

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