Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Bestehende Wahltheorien Veränderung in der Gesellschaftsstruktur Aus der Sicht des sozialstrukturellen Ansatzes basiert die Lockerung der Parteibindungen auf der Veränderung der gesellschaftlichen Grund­ struktur, die nicht nur theoretisch begründet, sondern auch empirisch nachweisbar sei. Unter dem Stichwort des «neuen Mittelstandes» oder der «Tertiärisierung» der Gesellschaft wird dabei hervorgehoben, dass eine gesellschaftliche Schicht in ständigem Wachstum ist, die sich in den traditionellen Konfliktlinien nicht mehr eindeutig zuordnen lässt. Somit verliert die parteienmässige Zuordnung ebenfalls an Schärfe, was in der Folge das Auftauchen neuer Parteien ebenso fördert wie die steigende Tendenz zum Wechselwählen. Weitere Aspekte des Niedergangs der tra­ ditionellen Gesellschaftsstruktur sind die Individualisierung, Anonymi­ sierung und entsprechend die Abnahme sozialer Kontrolle im Zuge der Urbanisierung. 
Bürklin bezeichnet den Rückgang der Gruppengrössen als ökologisches Dealignement.356 Wertewandel und Postmaterialismus Diesem Blick auf die Makroebene kann entgegengehalten werden, dass auch auf der Mikroebene der einzelnen Individuen, die noch in soziale Milieus eingebunden sind, die Prägekraft der Milieus abnimmt. Dieses sektorale Dealignement357 korrespondiert stärker mit der Sicht des sozi­ alpsychologischen Ansatzes. Es wird die Komponente des «Wertewan­ dels» hervorgehoben, der in aktuellen und strategischen Fragen neue Ziele in den Mittelpunkt rückt.358 Der zeitliche Ursprung des Wertewan­ dels liegt in den Protesten in den 60er Jahren, die sich danach nicht gelegt haben, sondern als «partizipatorische Revolution» dauerhaft Anfor­ derungen an das politische System stellen. Für 
Bürklin ist die partizipato­ rische Revolution durch die De-Institutionalisierung und die Auswei- Vgl. Bürklin 1998: 81 ff. 357 Bürklin 1998: 83. 358 Inglehart gilt als erster Vertreter der Wertewandelthese. Vgl. Inglehart 1977, 1989, 1990; Inglehart u.a. 1996. Ein entsprechender Fragenkomplex fand 1970 sogar Eingang in die von der Europäischen Kommission regelmässig durchgeführten Eurobarometer- Umfragen. Die Überprüfung der Inglehart sehen Wertewandeltheorie hat jedoch eine Reihe von methodischen Fragen aufgeworfen, die die Zuverlässigkeit der Ergebnisse stark in Zweifel ziehen. Vgl. Bürklin 1998: 146. 153
	        

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