Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Stand der Forschung in Liechtenstein Parteibindungen, wie man sie aufgrund von Beobachtungen und Ge­ sprächen mit Wahlberechtigten vermuten kann, nicht automatisch, dass eine andere Partei gewählt wird. Eine Lockerung von Parteibindungen und die Zunahme der Volatilität können, müssen aber nicht in einem direkten Zusammenhang stehen. Die Wahlergebnisse der kleineren Oppositionsparteien weisen darauf hin, dass in Liechtenstein in den vergangenen Jahrzehnten immer ein Potential an Wählern - und seit 1984 auch Wählerinnen - vorhanden war, das keine stabile Bindung zu den etablierten Parteien aufweist. In dieser Perspektive ist auch die folgende Bemerkung von 
Michalsky kri­ tisch zu hinterfragen: «Die starke Vernetzung der beiden traditionellen Parteien mit dem gesamten öffentlichen Leben in Liechtenstein führt dazu, dass Newcomer auf dem Wählerstimmenmarkt sozusagen keine ungebundenen Stimmen vorfinden. Sie führen einen Verdrängungswett­ bewerb unter schwierigen Bedingungen.»8 Das Beispiel des relativen Wahlerfolges der CSP im Jahr 1962 zeigt aber, dass wohl eher die dama­ lige Sperrklausel von 18 Prozent der entscheidende Grund war, weshalb das Parteienspektrum so begrenzt blieb. Michalsky hebt die Besonderheit des liechtensteinischen Parteiensys­ tems hervor und stellt erst in der jüngsten Vergangenheit, also seit der Existenz der Freien Liste, eine Korrespondenz zwischen der Parteien­ entwicklung in Liechtenstein und ausserhalb Liechtensteins fest. Die Gemeinsamkeit bestehe darin, dass das Programm der Freien Liste Ähn­ lichkeiten mit den Programmen anderer Parteien in Europa hat, die aus den neuen sozialen Bewegungen entstanden sind.9 «Von daher», so schreibt sie, «liegt die Vermutung nahe, dass Liechtenstein im Bereich des Parteiwesens Entwicklungen nachvollzieht, die in anderen Ländern die Funktionsbedingungen des politischen Systems beeinflussen und die auch in Liechtenstein Rückwirkungen auf das bisher praktizierte System der Allparteienregierung haben könnten.»10 Mit dieser Prophezeiung hat sie tatsächlich Recht bekommen, da nach den Wahlen 1997 die FBPL den Weg in die Opposition eingeschlagen hat und die VU seitdem eine Einparteienregierung stellt. 8 Michalsky 1990b: 274. ' Michalsky 1990b: 275. 10 Michalsky 1990b: 275. 15
	        

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